Wolfsführung zur Wolfswarte…. oder?

Freitagmorgen. Heute auf meinem Tagesprogramm: eine Halbtages-Führung zum Thema Wolf. Ich mag die Wolfsführungen, so blickte ich der Veranstaltung vorfreudig entgegen. Die Teilnehmenden fanden sich gegen 13 Uhr im Besucherzentrum ein – eine nette Gruppe. Nach einer kleinen Vorstellungsrunde (wer seid ihr, was wünscht ihr euch von heute?) ging es los.
Zu den Wolfsführungen bietet sich der Weg zur nahegelegenen Wolfswarte an, einem Berg mit toller Aussicht, auf dem, der Sage nach, ein blutrünstiger Wolf von einer Brockenhexe versteinert wurde, dessen Kopf man heute noch in der Gesteinsformation an der Spitze des Berges sehen kann. Was gibt es besseres, als für diese Führung dorthin zu gehen? Zum Routeneinstieg Richtung Wolfswarte läuft man ein kleines Stück, mit Vorankündigung aber gut machbar. Doch während wir um die letzte Kurve vor dem eigentlichen Einstieg in unsere Route bogen, kam der Schock. Wir wurden begrüßt von Flatterband und einem Schild mit der Aufschrift: „Dieser Weg ist vorübergehend gesperrt!“
Durch meinen Kopf rasten mehrere Gedanken: sollten wir eine andere Route nehmen? (die Routen mit Einstiegen in der Nähe waren entweder viel zu kurz für eine halbtägige Veranstaltung oder Routen, die ich selber erst einmal vor sechs Wochen gelaufen bin, also keine optimalen Alternativen) oder zurückgehen und von einem anderen Punkt in eine Alternativroute einsteigen? Kommen wir trotzdem irgendwie zur Wolfswarte? (Neben dem Gesperrt-Schild hing eine für mich kryptische Karte mit einer Umleitung?). Ich kramte in meinem Rucksack nach einer Wanderkarte, um die Alternativen zu überprüfen.
Währenddessen kamen schon mehrere Teilnehmende auf mich zu, mit den Hinweisen: „Dort hängt doch eine Karte mit einer Umleitung, die parallel zu unserem eigentlichen Weg an der Straße verläuft.“ Und: „Ich habe mal in eine online-Karte geschaut, wir müssen nur den Parallelweg an der Straße nehmen und später auf unsere eigentliche Route einbiegen.“ Ich muss beide völlig entgeistert angeschaut haben, mit meiner absolut nicht vorhandenen Orientierung war es mir ein Rätsel, was die beiden mir sagen wollten und wo genau jetzt diese ominöse Umleitung sein soll. Es hat bestimmt zehn Minuten und mehrere Erklärungsversuche der beiden motivierten Teilnehmenden gebraucht, bis einer dann vorgegangen ist und ich auf der Hälfte der Umleitung auch endlich verstanden habe, wo wir sind und wo wir hinmüssen. (Im Grunde war es sehr simpel, die Umleitung ging circa 100m an der Straße lang, bevor wir ganz gewohnt auf unsere eigentliche Route zurückkamen…)
Nach dieser anfänglichen Aufregung konnte ich nur darüber lachen, wie lange es gedauert hat, bis ich meine Orientierung wiedergefunden hatte, die Teilnehmenden sahen das glücklicherweise sehr entspannt. Von dort an ging es dann doch noch auf die Wolfswarte und wir lernten spannende Dinge wie: Wie unterscheide ich einen Wolf von einem Hund (längere Beine, buschigere Rute, gerader Rücken), was frisst ein Wolf (weder Rotkäppchen noch andere Kinder, dafür aber gelegentlich Fallobst und Beeren) und wie leben Wölfe (in Rudeln die aus einem Familienverbund bestehen). Am Ende waren die Teilnehmenden sehr zufrieden und ich erleichtert. Meine persönliche Lernerfahrung: Vor einer Führung Wegsperrungen checken!
Lara Warnke
Umweltpraktikantin 2025
Ort
Nationalpark Harz