Wattvogel-Zählung
Mein Tag begann heute um 7:30 Uhr in der WG von den Nationalparkfreiwilligen. Die Wohnung liegt in Tönning direkt gegenüber der Nationalparkverwaltung. Nach einem Frühstück und einer Unterhaltung mit meiner Mitbewohnerin Tanja geht es zum Multimar. Der Arbeitsweg dauert etwa 10 Minuten zu Fuß und führt einen durch die Altstadt von Tönning und am Hafen vorbei.
Im Multimar Wattforum angekommen beginnt für mich der Arbeitsalltag. Als erstes muss die Ausstellung für die Besucher vorbereitet werden. Ich habe die Hocker für die Kinder an ihre vorgesehenen Plätze gestellt: in der Hauptausstellung, im Walhaus und auch im Otterhaus. Als weitere Vorbereitung habe ich die Spiele der Ausstellung gecheckt und gegebenenfalls zurückgesetzt, falls das am Vortag noch nicht passiert ist. Auch die Scheiben der Aquarien mussten einmal auf Sauberkeit überprüft werden. Anschließend wurden alle Mitarbeiter zur „Morgenrunde“ gerufen. Hier wird der Tagesplan besprochen und es werden noch die letzten offenen Aufgaben verteilt. Um 10:00 Uhr wird das Multimar für die Gäste geöffnet. Für mich beginnt dann der alltägliche Ausstellungsdienst. Das heißt vor allem die Bescher zu betreuen und für Fragen bereit zu stehen.
Da ich mich noch am Anfang meines Praktikums und in der Einarbeitungsphase befinde, mache ich noch keine eigenen Führungen und Bildungsprogramme. Daher laufe ich vor allem bei Kollegen und Kolleginnen mit und mache mir Notizen für meine eigenen Führrungen. Außerdem bin ich noch gut damit beschäftigt, selbst die Ausstellungsinhalte kennen zu lernen und mich in die Thematiken einzulesen. Das ist im Multimar Wattforum auch keine kleine Aufgabe, da es hier eine sehr große und ausführliche Ausstellung zum Wattenmeer und seinen Bewohnern gibt. Im Laufe des Vormittags kann ich dann noch eine Führung von einem meiner Kollegen begleiten. Das ist eine sogenannte Forschungstour für Schulklassen. Bei diesem Programm gibt es zuerst eine Führung durch die Ausstellung und im Anschluss können die Kinder mit einem Bogen selbst die Ausstellung erkunden und die Fragen auf dem Bogen beantworten. Ich habe mir bei der Führung viele Notizen gemacht und mir alles genau angeschaut um später bei meinen eigenen Führungen gut vorbereitet zu sein.
Um 13:00 Uhr kam dann Caro ins Multimar (eine unserer Rangerinnen) um mich abzuholen. Wir hatten uns die Woche vorher schon zum Vögel zählen verabredet. Ich habe mir dann noch das Spektiv vom Multimar ausgeliehen und wir sind zusammen losgefahren in Caros Gebiet, um dort Vögel zu zählen. Da ich keinerlei Vorkenntnisse zu Wattvögeln hatte, wurde mir vieles erklärt, sodass ich die häufigsten Arten auseinanderhalten konnte. Auch das Zählen und Beobachten mit einem Spektiv war etwas ganz Neues für mich. Bisher hatte ich Vögel immer nur durch ein Fernglas beobachtet. Ich habe dann angefangen, verschiedene Gänsearten wie Ringelgänse, Graugänse, Weißwangengänse und Brandgänse durch mein Spektiv zu beobachten und mithilfe einer Zähluhr zu zählen. Auch die Austernfischer, die sehr gut zu erkennen sind, konnte ich gut zählen. Mein großes Highlight bei unserer Zählung war allerdings der Seeadler, den wir nach einiger Zeit endeckten. Der große Raubvogel hat sich eine der Weißwangengänse geschnappt, hat sie ein paar Meter in der Luft mitgetragen und dann angefangen, die Gans aufzufressen. Dieses Naturschauspiel konnten wir ganz genau mit unseren Spektiven beobachten. Für mich war das etwas total spektakuläres so ein großes Raubtier in Aktion zu sehen und das hat mich sehr beeindruckt.
Danach haben wir dann noch ein Schaf vor dem Deich aus einem Wassergraben retten müssen. Auch das war durchaus abenteuerlich. Nachdem wir fertig waren in unserem Zählgebiet sind wir dann gegen 18:00 Uhr wieder zurück nach Tönning gefahren und ich hatte Feierabend. Für mich war dieser Mix aus Ausstellungsdienst und Vögel zählen ein sehr schöner Einblick, wie ein Tag im Nationalpark Wattenmeer aussehen kann.
Niklas Kühnemundt
Umweltpraktikant 2025
Ort
Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer