Strandmüll auf Sylt

Eine angespülte Palette am Strand von Sylt

Es ist eigentlich kein Regen angesagt für diesen Juli-Tag. Natürlich packe ich trotzdem meine Regenjacke ein, schließlich sind wir an der Nordsee. Um 7 Uhr bin ich an diesem Morgen bereits im Zug auf dem Weg nach Husum, einer kleinen friesischen Hafenstadt am Wattenmeer.

Dort treffe ich Marina, die unter anderem für Abfälle im Meer im Fachbereich Umweltbeobachtungen und Planungsgrundlagen in der Nationalparkverwaltung des Schleswig-Holsteinischen Wattenmeers verantwortlich ist. Mit dabei sind auch die beiden Meeresmüll-Expert:innen Dr. Bianca Unger und Dr. Marcus Schulz vom gewässerökologischen Institut AquaEcology. Heute fahren wir gemeinsam über den Hindenburgdamm direkt nach Westerland auf Sylt, allerdings nicht in den Urlaub.

Im Rahmen des Strandmüllmonitorings, das vier Mal jährlich im Wattenmeer durchgeführt wird, sammeln wir heute alles auf, was in Hörnum auf Sylt so angespült wurde. Aber nicht nur das: bei jedem Stück Müll das gefunden wird, sei es noch so klein, zeichnen wir auf, um was genau es sich handelt. Ob Netzreste, Kinderspielzeug oder Dolly Rope. Alles wird im Erfassungsbogen und mit der Test-App aufgezeichnet. Das Monitoring erfolgt nach der sogenannten OSPAR Beach Litter Guideline, die verschiedene Müllteile ganz genau unterscheidet. Wir sammeln den Müll heute also nicht nur ein, wir kartieren genau, welche Art von Müll wir gefunden haben. Mit der App kann sogar der genaue Fundort aufgezeichnet werden.

Diese Daten werden dann weitergegeben und wissenschaftlich analysiert, um die Vermüllung der Nordsee zu bewerten. Zweck des Monitorings ist es, die Zusammensetzung und Menge des erfassten Strandmülls dauerhaft aufzunehmen, um so Trends abzubilden. Die Ergebnisse des Strandmüllmonitorings dienen u.a. zur Erfolgskontrolle der Umsetzung der EU-Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie im Hinblick auf Abfälle im Meer. Das Monitoring soll also indirekt helfen, die Abfallmengen langfristig zu reduzieren. Marina und ihre zwei Kolleg:innen beruhigen mich: sie haben bei ihren letzten Monitoringsbesuchen nur wenig Müll auf Sylt gefunden.

Es ist zwar Anfang Juli, aber es ist alles andere als warm, als wir in Westerland ankommen. Nach einem Kaffee zum Aufwärmen und der nötigen Vorbesprechung geht es auch schon weiter mit dem Bus nach Hörnum. Nach einer kurzen Fahrt erreichen wir die berühmte Dünenlandschaft von Sylt. Am feinen Sandstrand in Hörnum angekommen, folgt die unangenehme Überraschung. Scheinbar hatte es ein Unwetter gegeben oder vielleicht hatte sich der Wind gedreht. Heute finden wir leider besonders viel Strandmüll. Der gefundene Müll variiert von Margarine-Packungen bis zum Feuerlöscher, vom ölgetränkten Tuch bis zu Holzpaletten. Und eins ist in jedem der abgesteckten Bereiche, der zwei Monitoringtransekte, zu finden: Paraffin. Diese wachsartigen Klumpen werden ursprünglich in flüssiger Form in Tankschiffen transportiert. Wenn die Schiffstanks durchgespült werden müssen, passiert dies teilweise direkt auf hoher See und die Paraffinüberreste gelangen ins Meer und verklumpen sich. In der Nordsee ist dieser Prozess mittlerweile verboten.

Während die Wellen am Strand brechen, sammeln wir also alles auf was wir sehen, kartieren fleißig den Standort und tragen am Ende alles zusammen. Nach einigen Stunden verlassen wir den Strand wieder, mit vier gefüllten Müllsäcken.

Julie Eggers

Umweltpraktikantin 2025

Ort

Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer