Sommer an der Oder

Im Vordergrund steht eine Person, im Hintergrund sieht man die Oder

Heute Morgen bin ich wieder mit dem Rad zur Arbeit gefahren. Die Luft war noch kühl, und die Sonne stand tief über den Poldern. 

Erstes Ziel sind die Trockenrasen, da bin besonders gern unterwegs. Zusammen mit zwei Rangerinnen nehmen wir die Vegetation auf.

Obwohl die Fläche mager ist, finden wir allerhand. Ich lerne viele neue Pflanzen und deren Unterscheidungsmerkmale kennen. Darunter die Sand-Strohblume mit ihren dicken, knopfartigen gelben Blüten. Der Boden ist staubig und warm, und überall summt und flattert es. Wenn ich zwischen den Kräutern knie, rieche ich den Thymian und höre das Zirpen der Heuschrecken, dann vergesse ich für einen Augenblick, dass ich eigentlich arbeite. 

Auf dem Weg zurück zum Nationalparkzentrum halten wir noch an zwei Brücken an, um den Wasserpegel abzulesen. Dabei kamen wir ins Gespräch mit Anglern, die uns von ihrem Fang erzählt haben. 

Morgen kommt eine Grundschulklasse zu uns zu Besuch, da habe ich am Nachmittag bei den Vorbereitungen mitgeholfen. Wir haben zwei Kästen mit Sand gefüllt und die Tierspuren-Stempel herausgesucht. So können die Kinder spielerisch lernen, welches Tier welche Abdrücke hinterlässt. Begleitend dazu werden wir in den Wald gehen, damit die Kinder selbständig nach Spuren suchen können. Ich bin gespannt, was wir alles finden. Nie hätte ich gedacht, dass mir die Arbeit im Bereich der Umweltbildung so viel Spaß macht. Aber zu sehen, wie Kinder und auch Erwachsene die Natur um sich herum neu entdecken macht mich glücklich. 

Ein Highlight, an das ich immer wieder denken muss, war die Kanufahrt durch die Altarme der Oder letzten Monat. Es galt die Wasserwege für Touristen zu sichern. Ich habe das Paddel manchmal einfach ins Wasser gelegt und der Natur gelauscht. Eine Schwanenfamilie flog über uns hinweg, das Schilf rauschte im Wind und Frösche sprangen aufgeschreckt von einer Teichrose zur Nächsten. Da habe ich den Nationalpark aus einer ganz anderen Perspektive kennen und lieben gelernt. 

Natürlich ist die Arbeit manchmal auch anstrengend. Der Gegenwind auf dem Deich macht mir zu schaffen, die Sonne brennt unermüdlich, die Wege sind lang und meine Beine fühlen sich am Ende des Tages schwer an. Aber dann denke ich an all das, was ich sehe und erlebe. Kein Tag hier war bisher wie der andere. Es gibt immer etwas Neues zu entdecken, und jeder Abend endet mit dem Gefühl, etwas Besonderes erlebt zu haben. 

Theresa Selnack

Umweltpraktikantin 2025

Ort

Nationalpark Unteres Odertal