Nachts im Wildtierpark

Eine Wildkatze hinter einem Zaun

Der Arbeitstag begann später als gewöhnlich, da am Abend eine Wildtierparkführung anstand. Zu ungewohnter Zeit hatte man die Möglichkeit, den Wildtierpark auf eine andere Weise zu erleben. Nach sämtlichen Vorbereitungen, unter anderem dem Verstecken von Tierspuren und -fellen, traf die KiTa-Gruppe ein. Die Kinder waren schon sehr aufgeregt. Nach der Führung hatten sie eine Übernachtung in der KiTa vor sich.

Nach einer Einführung zur Erklärung der Regeln und einer Einstimmung auf die Besonderheiten einer Abendführung im Wildtierpark ging es dann los. Ich hoffte, dass wir alle dämmerungsaktiven Tiere sehen würden, damit die Kinder später nicht enttäuscht sind. Und siehe da, beim Fischotter-Gehege war einer der Otter schwimmen und die Kinder waren begeistert. 

Der laue Sommerabend rundete die Erfahrung ab. Im schönen Sonnenuntergang suchten die Kinder fleißig nach den Tierspuren und -fellen. Dann kam schon die erste Müdigkeit auf. Zum Glück war bald Pause und die Kinder konnten sich stärken. Mit neuer Energie ging es weiter und nachdem wir das faszinierende Verhalten der Europäischen Wölfe beobachtet hatten, wurde das Verständnis für die Wichtigkeit des Gehörsinns für Tiere spielerisch erlernt. Mit dem Geräusche-Memory mussten die Kinder ihren jeweiligen Partner, anhand vom Rascheln ihres Gegenstands im Filmdöschen, finden. 

Wir gingen weiter und bekamen auch den Luchs zu sehen. Es war schön zu beobachten, wie begeistert und gefesselt die Kinder waren, wenn sie die Tiere sahen. „Den Luchs erkennt man an den Pinselohren“, sagte ein Kind und alle blieben mit Abstand stehen, während der Luchs unbeeindruckt in der Hütte saß. 

Als wir dann auch die Wildkatze entdeckten, sah ich, dass es den Kindern in den Fingern juckte, näher an das Tier heranzugehen, aber sie wussten, dass es sich sonst schnell verstecken würde. Ich erklärte, dass die Wildkatze im Gegensatz zur Hauskatze sehr scheu ist und Angst bekommt, wenn man sich zu hektisch bewegt. Nachdem wir die Wildkatze in echt gesehen hatten, entdeckten die Kinder noch eine vorher aufgestellte Plüschkatze auf der Aussichtsplattform. Sie betrachteten die im Sand gelegten Katzenspuren und ich erklärte die äußerlichen Unterschiede zwischen Wild- und Hauskatze. Wir spielten dann das Wildkatzen-Spiel, bei dem ein Kind mit verbundenen Augen die Rolle der Wildkatze übernahm. Die anderen Kinder waren Mäuse, und das ausgesuchte Kind hatte die Aufgabe, sich der Wildkatze leise zu nähern, ohne dass sie ihn bemerkte. Jeder wollte einmal testen, wie es sich anfühlt, seine „Beute“ nur mit Hilfe des Gehörs zu fangen.

Nachdem wir auch die Wildschweine und die verschiedenen Greifvögel sahen ging die Führung zu Ende.  Es war ein besonderes Erlebnis, welches ich so schnell nicht vergessen werde. Ich war genauso fasziniert wie die Kinder, Tiere zu sehen, die man sonst selten zu Gesicht bekommt.

Doris Eickhoff

Umweltpraktikantin 2025

Ort

Nationalpark Kellerwald-Edersee