Nachtfaltermonitoring am Hohnehof
Als ich morgens an meiner Einsatzstelle im Nationalpark Harz am Naturerlebniszentrum Hohnehof aufwache, freue ich mich wie eigentlich jeden Tag auf die bevorstehenden Aufgaben – heute steht eine ganz besonders spannende Aktion an. Für die muss ich mich aber noch etwas gedulden – erstmal arbeite ich im Büro an einem BNE-Bildungsangebot zum Thema Holz weiter, das ich für den Nationalpark entwerfe.
Gegen 10 Uhr darf ich mit einer Rangerin auf eine Führung mitgehen, es geht um verschiedene Pflanzen des Nationalparks wie Schafgarbe, Rainfarn, Mädesüß, schmalblättriges Weidenröschen oder Wiesenkerbel.
Durch den Waldwandel und das Absterben der Fichtenmonokultur im Harz wachsen auf den Flächen nun eine Vielzahl an Pflanzen, ich finde es total spannend zu sehen, wie sich die Natur im Nationalpark ihren Weg bahnt.
Eine besonders interessante Aktion heute begann aber erst abends: um 21 Uhr traf ich mich mit zwei Ranger:innen zum Nachtfaltermonitoring. Hierzu bauten wir eine UV-Lampe auf, um die wir ein Netz spannten. Da Nachtfalter sich am Licht orientieren, fliegen viele von ihnen zur Lampe hin und setzen sich nach einiger Zeit auf das Netz. Mit einer Taschenlampe kann man sie dann ganz in Ruhe anschauen. Sie sitzen meist so ruhig, dass man sie wirklich genau beobachten kann und oft auch das Geschlecht feststellen kann – um Pheromone besser wahrzunehmen, haben Männchen meist stärker gefächerte Fühler. Außerdem sind sie oft größer und bunter gefärbt.
Schon nach kurzer Zeit sitzen eine Menge Nachtfalter auf dem Netz, hauptsächlich Gelbleib-Flechtenbärchen. Einige setzen sich auch nicht direkt auf das Netz, sondern landen auf dem Boden um die Lichtquelle herum, da das UV-Licht zu stark für sie ist.
Einige Momente später kommen schon die ersten Eulen, die meisten sind C-Eulen (sie haben auf ihren Flügeln ein schwarzes C). Außerdem können wir Rindenspanner und eine Schlupfwespe beobachten. Gegen 23 Uhr kommt eine Roseneule (diese gehört zu den Eulenspinnern) und eine Chi-Eule hinzu, besonders schön fand ich auch zwei ockergelbe Blattspanner.
Gegen Null Uhr gehe ich nach Hause – für mich nur ein paar Meter entfernt, denn wir haben den Lichtfang auf der Wiese vor dem Hohnehof aufgebaut. Die Nachtfalter so nah zu sehen, fand ich total spannend, bei den meisten von ihnen ist es ja sehr unwahrscheinlich, sie sonst tagsüber zu sehen.
So ging ein Tag am Hohnehof für mich vorbei, ich bin sehr dankbar, dass ich die Gelegenheit bekomme, bei so spannenden Projekten und Aktionen mitzumachen.
Anja Mielke
Umweltpraktikantin 2025
Ort
Nationalpark Harz