Foto-Monitoring – Einblicke in die Kernzonen

Es ist ein angenehmer Donnerstagmorgen. Von meiner Wohnung geht es nach dem Aufstehen und einem kurzen Frühstück direkt los. Mit dem Fahrrad brauche ich gerade mal ca. 10 Minuten zum „Haus für Mensch und Natur“, dem Hauptverwaltungssitz des Biosphärenreservates Spreewald. Dieser befindet sich in der schönen Lübbenauer Altstadt. Dort angekommen, bin ich schon ganz gespannt auf den heutigen Tag.
Denn hier erwartet mich bereits Eugen Nowak, der Leiter des Biosphärenreservates. Zusammen mit ihm und meiner Kollegin Jamilja Kunze, die für Biotop- und Artenschutz zuständig ist, geht es in den sogenannten „Hochwald“. Damit ist nicht nur eine für den Spreewald typische, historische Waldbewirtschaftungsform gemeint, sondern es ist auch die Bezeichnung für ein ca. 1.000 ha großes Erlen-Waldgebiet im NSG Innerer Oberspreewald. Hier werden wir an ausgewählten Punkten ein Fotomonitoring vorbereiten, das dieses Jahr zum ersten Mal gemacht wird. Ziel ist es, Veränderungen des Waldbildes in den Kernzonen des Biosphärenreservates visuell zu dokumentieren – also in jenen Bereichen, in denen sich die Natur ohne weiteren menschlichen Einfluss entwickelt. Die Naturaufnahmen dienen auch dem Zweck, der breiten Öffentlichkeit diese Entwicklung aufzuzeigen. Bei unserem heutigen Einsatz handelt es sich zunächst einmal um die Auswahl und feste Vermarkung der Fotopunkte, von denen aus dann künftig zweimal jährlich die Fotos aufgenommen werden sollen. Dies soll immer Ende August/Anfang September und Ende Januar stattfinden.
Vollgepackt mit sämtlichen Utensilien und ausgerüstet mit Mückenspray geht es also mit dem Auto los. Erst einmal nach Burg zum Waldhotel Eiche. Hier tauschen wir Auto gegen Paddelboote, da die einzelnen Standorte auf dem Wasserweg besser zu erreichen sind. Für mich der perfekte Anlass, um meine Paddelskills zu verbessern. An unserem ersten Fotopunkt angekommen, wird ein geeigneter Standpunkt gesucht, der einen typischen Ausschnitt des Waldes zeigt und für zukünftige Erfassungen gut zugänglich ist, da viele Bereiche stark zugewachsen sind. Dieser wird mit einer 70 cm in den Boden geschlagenen Metallstange markiert und mittels GPS festgehalten. Anschließend bauen wir Stativ inklusive Kamera auf und suchen einen geeigneten Winkel, in dem die Kamera den hier aktuellen Vegetationszustand am besten einfängt. Die Kamera-Einstellungen wie Ausrichtung und Blende werden genau notiert. Zusätzlich machen wir jeweils im 90-Grad-Winkel drei weitere Bilder, so dass ein Rund-Um-Blick des Punktes festgehalten wird.
Anschließend wird alles abgebaut und es geht wieder zurück zu den Booten, um die nächsten Standorte anzusteuern und das gleiche Prozedere durchzuführen.
Die weiteren Fotopunkte haben zwar kurze Laufwege, aber lange Wasserstrecken. Langeweile kommt hier aber nicht auf. Im Gegenteil. Bei der Gelegenheit kann ich die atemberaubende Waldlandschaft mit ihren hochgewachsenen Erlen vom Wasser aus auf mich wirken lassen. Die kurvigen Wasserläufe („Fließe“) bieten reichlich Abwechslung beim Paddeln. Zwischendurch gibt es viele Libellen zu bestaunen und zu bestimmen – vor allem gebänderte Prachtlibellen und Federlibelle sehe ich sehr häufig. Auch die Entdeckung eines Fuchses, der uns vom Uferrandbereich beobachtet, und ein Biberkadaver im Wasser sind Teil unserer Fahrt. Währenddessen erzählt uns Eugen als studierter Förster viele wissenswerte Informationen über die Waldbewirtschaftung und Waldentwicklung, die hier in den letzten Jahrhunderten stattgefunden haben.
Nach dem wir alle Standorte durchgegangen sind, geht es für uns nach getaner Arbeit zurück zum Waldhotel Eiche, wo wir die Paddelboote wieder abgeben und unsere Heimfahrt zurück nach Lübbenau antreten. Gegen 17:30 Uhr kommen wir in der Verwaltung an, wo ich mich erschöpft, aber glücklich auf mein Fahrrad schwinge und dem Feierabend entgegensteuere.
Ngoc Anh Nguyen
Umweltpraktikantin 2025
Ort
Biosphärenreservat Spreewald