Wie die Natur zum Nachdenken anregt

Blick auf einen verrottenden Baumstumpf, auf dem allerlei Pilze und Moose wachsen

Heute war ein Tag voller intensiver Eindrücke und tiefgehender Gedanken während meines Umweltpraktikums auf der Insel Neuwerk im Hamburgischen Wattenmeer.

Die letzten schwülen, warmen Sommertage haben sich mit einem kraftvollen Wind vereint, der Böen von bis zu 70 km/h mit sich brachte.

Der Wasserstand war sehr hoch und der Westwind drückte das Meerwasser in die Priele der Salzwiesen hinein. So durfte ich meine erste Sturmflut auf der Insel erleben. Spannend und ziemlich ungewöhnlich für diese Jahreszeit, wie ich später von den Inselbewohnern gehört habe.

Ich hatte die Aufgabe die Wat- und Wasservögel zu zählen, da sie sich unter diesen besonderen Bedingungen hervorragend beobachten ließen. Es war faszinierend zu sehen, wie viele Vögel sich in dem Nordvorland gesammelt haben, um dem stürmischen Meer zu entgehen. Die Sturmflut war schon etwas Besonderes aber nur ein Vorgeschmack auf das, was an dem Tag noch kommen sollte.

Am Abend kündigte sich nämlich ein starkes Gewitter an, mit Orkanböen von bis zu 120 km/h! Ich konnte nicht widerstehen und ging hinaus, um dieses Naturspektakel hautnah zu spüren.

Draußen war sehr schwül und die Atmosphäre war elektrisch aufgeladen. Eine seltsame Stille lag über der Insel. Die Gewitterfront, die man auf dem Horizont schon erkennen konnte, zog schnell Richtung Insel. Ich habe mich auf dem Deich hingesetzt und gewartet. Plötzlich kam der Wind auf, so stark, dass ich mich daran anlehnen konnte. Der stärkste Wind, den ich in meinem Leben bisher erleben durfte.

In diesen Momenten spürt man die unbändige Kraft der Natur und gleichzeitig die eigene Machtlosigkeit. Es ist eine eindringliche Erinnerung daran, dass die Natur sich nicht bezähmen lässt.

Diese Erfahrung hat mich zum Nachdenken gebracht über unsere Beziehung zur Umwelt. Menschen handeln oft respektlos und vergessen, dass wir uns unser eigenes Grab graben, wenn wir die Natur nicht achten, sie ausbeuten und verschmutzen. Wir sollten eher lernen, uns an sie anzupassen, mit ihr zu leben und nicht gegen sie zu kämpfen.

Die Herausforderungen, vor denen wir als Menschheit stehen, sind gewaltig, und es ist an der Zeit, dass wir unser Verhalten überdenken und Verantwortung übernehmen. Ich werde diesen Tag und die Lektionen, die ich daraus gezogen habe, nicht vergessen. Die Natur hat eine Art, uns zu lehren, wenn wir bereit sind zuzuhören.

Alicja Smolinska

Umweltpraktikantin 2024

Ort

Nationalpark Hamburgisches Wattenmeer