Wattführungen und Seeschwalbenküken

Seeschwalbenflug auf dem Wattenmeer.

Mittlerweile bin ich schon seit über zwei Monaten auf Neuwerk und konnte in diesem Zeitraum schon viele spannende Dinge sehen und erleben. Zu den Aufgaben im Praktikum gehören die Öffentlichkeitsarbeit, Umweltbildung und Monitoring. Dabei kommt es nicht selten vor, dass ein Tag alle Bereiche miteinander verknüpft. Das Nationalpark-Haus auf Neuwerk beinhaltet eine Ausstellung, die von dem See- und Küstenvogelschutzverein Jordsand betreut wird.

Unser Team, bestehend aus zwei Bfdlerinnen, der Leiterin des Hauses und mir, steht für Fragen von Besucher:innen bereit und verwaltet den dazugehörigen Shop. Nach einigen Stunden im Haus habe ich heute eine „Flut erleben“ Führung, bei der man im Unterschied zu einer klassischen Wattführung mit auflaufendem Wasser ins Watt geht. Aufgrund des schon seit Tagen starken Westwindes haben wir einen ziemlich hohen Niedrigwasserstand von +0,5 Metern. Das bedeutet, dass das Wasser einen halben Meter höher steht, als es im Durchschnitt der Fall wäre.

Nachdem die Gruppe mit ein wenig Verspätung eintrudelt, gehen wir sofort ins Watt, um die noch nicht von Wasser bedeckten Wattflächen noch betreten zu können, während das Wasser mit hoher Geschwindigkeit aufläuft. Dabei erkläre ich den Unterschied der verschiedenen Wattbodenarten und welche Lebewesen man im und auf dem Wattboden finden kann. Trotz bis über die Knöchel umspülter Füße ist die Gruppe sehr interessiert und stellt viele Fragen, die ich sehr gerne beantworte. Nach einer Viertelstunde müssen wir dann aber das Watt verlassen, bevor das Wasser zu hochsteigt. Den Rest der Führung mache ich auf dem Deich. Dazu habe ich mir unterschiedliche Muscheln mitgenommen, um das Gesagte trotzdem visuell unterstützen zu können. Auch auf die Gezeiten und die Gefahren im Watt gehe ich näher ein, bevor ich mich von der Gruppe verabschiede und mich auf den Weg zurück ins Nationalpark-Haus begebe.

Direkt im Anschluss steht ein besonderes Highlight an: das zur Brutzeit wöchentlich stattfindende Bruterfolgsmonitoring der auf Neuwerk brütenden Fluss- und Küstenseeschwalben. Die ersten Küken sind mittlerweile geschlüpft und werden heute beringt. Unsere Aufgabe ist es, die gut versteckten Nester zu finden und nach Küken und Eiern zu überprüfen, sowie bei der Beringung zu unterstützen. Auch hier merkt man die Einflüsse des hohen Wasserstandes. Vor ein paar Tagen hatten wir einen Wasserstand von +0,75m. Da die Vorländer der Insel nicht durch einen Deich vor dem Wasser geschützt sind, lief das Wasser über die Steinkante und durch die Lahnungsfelder, was zu einem hohen Gelegeverlust führte. In Kombination mit andauernden Regenfällen wurden viele Gelege überflutet, die Eier weggeschwemmt und viele Küken ertranken. Diese „Kükenfluten“ häufen sich leider seit einigen Jahren und können die gesamte Brut eines Jahres vernichten. Umso schöner ist es, die Gelege, die nicht betroffen waren, zu sehen und die bereits geschlüpften Küken beobachten zu können.

Mit vielen Eindrücken geht ein Tag im Umweltpraktikum auf Neuwerk zu Ende. Ich bin gespannt, was mich in den letzten Wochen noch erwarten wird.

Juliana Dreger

Umweltpraktikantin 2024

Ort

Nationalpark Hamburgisches Wattenmeer