Von Rothalstauchern, Wachtelkönigen und Poldern
Mein heutiger Tag beginnt damit, dass ich mich mit meinem Fahrrad und einem Spektiv auf den Weg in den Nationalpark für mein aktuell wöchentliches Monitoring von Schwarzhals- und Rothalstauchern mache. Sie brüten erst neuerdings in einem bestimmten Gebiet in den sogenannten ,,Nass-Poldern“.
Meine Aufgabe ist es, ihr Vorkommen und ihren Brutverlauf zu dokumentieren. Ein Nass-Polder ist ein eingedeichtes Gebiet, das gezielt überflutet wird, um natürliche Feuchtgebiete zu schaffen. Im Unteren Odertal gelangt im Winter Wasser aus der Oder in die Polderflächen. Im Frühjahr werden die Einlassbauwerke geschlossen und der Wasserstand in den Poldern sinkt wieder. Im Sommer und Herbst werden dann manche Flächen landwirtschaftlich genutzt.
Für viele Vogelarten sind die überfluteten und nassen Wiesen ein idealer Standort für die Nahrungssuche und als Brutplatz. Damit ihre Brut jedoch erfolgreich ist, sind manche Vogelarten darauf angewiesen, dass die Wiesen auch lange nass bleiben. Der sinkende Wasserspiegel in den Poldern kann dabei zum Problem werden. Der Wasserstand kann jedoch auch in einem gewissen Maß reguliert werden. Die Beobachtung der Entwicklung vom Wasserstand und den Vögeln soll also helfen, geeignete Maßnahmen zum Schutz der Vogelpopulationen zu entwickeln.
Bei meiner Beobachtung heute sehe ich tatsächlich einen schwimmenden Rothalstaucher mit einem Jungvogel. Es ist gar nicht so einfach und teilweise nicht möglich, die Vögel alle zu entdecken, weil viele Vögel in den eher vegetationsreichen Feuchtflächen brüten. Eine besonders nette Beobachtung heute sind 42 Silberreiher, die sich alle gemeinsam und noch zusammen mit vielen Graugänsen an einer Feuchtfläche versammelt haben. Außerdem sehe ich wieder Knäkenten, Löffelenten, ein paar Kiebitze sowie eine Weißbartseeschwalbenkolonie und zwei Lachmöven-Kolonien.
Nach einer Stunde breche ich schon wieder auf und fahre zum Nationalparkzentrum in Criewen, denn ich möchte gerne bei einem Meeting dabei sein. Dort angekommen sitze ich mit drei Personen der Nationalparkverwaltung sowie einer externen Mitarbeiterin zusammen. Es geht um einige Flächen in den Poldern der Schutzzonen 1b und 2, in denen Landwirte zu bestimmten Zeiten in Absprache mit der Nationalparkverwaltung extensiv bewirtschaften. Dort sollen seltene Vogelarten wie Kiebitz, Bekassine, Wachtelkönig und Tüpfelsumpfhuhn geschützt werden und der FFH-Lebensraumtyp ,,Brenndolden-Auenwiesen“ erhalten werden. Die Vögel und Pflanzen haben dabei teilweise unterschiedliche Ansprüche. Bei dem Meeting wird nun jeweils für die einzelnen Flächen festgelegt, ab welchem Datum sie gemäht oder beweidet werden sollen.
Das Meeting geht noch etwas länger, aber ich verabschiede mich schon, um mich noch an meine eigenen Aufgaben zu setzen. Heute arbeite ich an der Entwicklung einer Station für eine App, in welcher man einen Erlebnispfad des Nationalparks digital mit verschiedenen Stationen und Spielen entdecken und Neues lernen kann. Bei meiner Station geht es um eine Weide, die erklärt, was eine Aue ist und dann noch ein kleines Rätsel hat. Schließlich endet mein Tag und ich fahre mit dem Fahrrad wieder auf dem Deich mit Blick in den Nationalpark zurück nach Schwedt.
Kamila Dörfler
Umweltpraktikantin 2024
Ort
Nationalpark Unteres-Odertal