Strandabenteuer im Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer
Wenn ein Arbeitstag mit einer Mittagspause am Strand verbunden ist, kann es nur ein guter Tag sein. Zusammen mit meiner Kollegin bin ich in meiner ersten Woche ans Wasser gefahren, um Strandgut zu sammeln.
Wir haben Glück und treffen auf Hochwasser. Hier an der Nordsee ist das durch die Tide keine Selbstverständlichkeit. „Zum Mikroskopieren für die Schulklassen“, erklärte sie mir auf dem Weg dorthin.
Im Nationalpark-Haus Wangerland als außerschulischer Bildungsort gehört es nämlich zum Alltag, dass Schülerinnen und Schüler über das Wattenmeer und das, was es zu einer einzigartigen Naturlandschaft macht, lernen und selbstständig praktisch Dinge erfahrbar machen. Wir halten also Ausschau nach spannenden Spülsaumfunden, wie zum Beispiel leere Schneckenhäuser oder Muscheln. Auch den Panzer einer Strandkrabbe packen wir ein.
Woran man erkennt, dass es kein totes Tier ist? Einfach einen Geruchstest machen! Die eigene Nase sagt uns, dass wir hier nur einen zu klein gewordenen Panzer und keine tote Krabbe gefunden haben. Der ehemalige Bewohner hat diesen abgestreift und lebt mit neuem, größerem Panzer weiter.
Auffällig oft fallen mir Kunststoff-Schnüre und Reste von Fischernetzen hier am Strand auf. Auch davon packen wir einiges ein. Die Bedrohungen durch den Menschen für Flora und Fauna im Nationalpark werden ebenso thematisiert, wie der Artenreichtum. Dass Mikroplastik mittlerweile überall gefunden werden kann, wird im Nationalpark-Haus unter dem Mikroskop, zum Beispiel in Form von Fasern aus Textilien, sichtbar.
Die Teilnehmenden sollen mit eigenen Augen sehen, warum dieser Lebensraum schützenswert ist. Oft wird auch Plankton mikroskopiert. Wenn dann im Seminarraum im Sekunden-Takt die Hände hochgehen und „Ana! Ich habe wieder was gefunden!“, gerufen wird, dann merke ich, wie die Begeisterung überspringt. Funde wie Kieselalgen, Häutungen oder mal ein schneller Flohkrebs werden stolz präsentiert. Wir erzählen von Nahrungsnetzen und wieso diese Kleinstlebewesen so eine wichtige Rolle im Wattenmeer spielen und das, obwohl wir sie mit dem bloßen Auge kaum sehen können. Wenn dann am Ende der Veranstaltung von „Meeresleuchttierchen“ und „Krabben-Ritterrüstungen“ geschwärmt wird und die Kinder erkannt haben, dass das trübe Wasser voller Leben ist, haben wir unser Ziel erreicht.
Und so sitze ich mit meiner Kollegin an den Dünen in Schillig und blicke raus auf die Nordsee. Ich bin sehr gespannt auf mein Praktikum und freue mich schon, wenn ich das nächste Mal in der Arbeitszeit barfuß durch den Sand laufen darf.
Ana Allmann Echarte
Umweltpraktikantin 2024
Ort
Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer