Küstendynamik kindgerecht erklärt und live erlebbar

Messungen zu Windgeschwindigkeit, Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Lichtintensität

Um kurz vor acht schwinge ich mich auf mein Fahrrad und radele am Willkommensschild des Nationalparks vorbei in den Wald, wo nach wenigen Metern das Gebäude des Nationalparkamts erscheint. Mit meiner Kollegin Carla packe ich die Taschen und Materialien inklusive Spektiv in den Dienstwagen. Heute führen wir zum ersten Mal unseren neuen Projekttag „Küstendynamik“ durch.

Die 5. Klasse kommt mit ihrer Lehrerin aus dem Nachbarort mit dem Fahrrad an unseren Treffpunkt. Nach einer kurzen Begrüßungsrunde laufen wir gemeinsam in Richtung Nordstrand, wo wir schon das erste Rotwild entdecken und einige Minuten beobachten können. Als Ort für unseren Projekttag haben wir für heute den Ottosee ausgewählt, wo noch bis vor wenigen Monaten ein Nothafen dem Nationalpark ein Dorn im Auge war. Hier wurde die natürliche Küstendynamik unterbrochen und die Hafeneinfahrt musste regelmäßig ausgebaggert werden. Nun ist die Renaturierung abgeschlossen und schon jetzt ist am Übergang zur Kernzone wunderschön zu beobachten, wie schnell sich die Natur das Land zurückholt. Neue Sandbänke lagern sich an und auch ein erster Flussregenpfeifer brütet schon am Ufer.


Nach einer kurzen Frühstückspause dürfen die Kinder die Entstehung der Halbinsel seit der letzten Eiszeit nachvollziehen, indem Bilder, Erklärungen und Jahreszahlen entlang eines Zeitstrahls in die richtige Reihenfolge gebracht werden. Danach machen wir eine Barfußraupe, bei der die Kinder mit verbunden Augen in einer Reihe hintereinander den Sand, Muscheln und die Ostsee an ihren Füßen spüren. Nach einem kurzen Fangspiel für ein bisschen Bewegung zwischendurch beginnen wir mit einer Stationsarbeit. Abwechselnd dürfen die beiden Gruppen bei Carla mit Ferngläsern und einem Spektiv Rotwild, Graureiher, Kormorane und weitere Wildtiere beobachten und mit mir kleine Messungen zu Windgeschwindigkeit, Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Lichtintensität durchführen. Dabei werden die Unterschiede der kleinräumig untergliederten Lebensräume am Strand, auf der Düne und im Wald schnell deutlich. Gemeinsam mit allen 20 Kinder besprechen wir abschließend noch die Prozesse der Dünenbildung und Sukzession. Dann ist es schon 13 Uhr und wir machen uns auf den Rückweg zu den Fahrrädern, wo wir uns nach einer kleinen Abschlussrunde von der Klasse verabschieden.
Carla und ich gucken uns zufrieden an und besprechen schon auf dem Rückweg unsere Eindrücke. Mal wieder eine sehr nette Klasse, da sind wir uns einig. Das Wetter hat super mitgespielt und unser Programm hat auch gut geklappt. Die Zeit ist heute richtig verflogen und wir konnten gar nicht alles Geplante durchführen – für den nächsten Projekttag haben wir schon Ideen, das zu verbessern. Aber ansonsten lief alles super, besonders für das doch eher komplexe Thema.
Zurück im Amt machen wir erstmal unsere wohlverdiente Mittagspause. Bei einem anschließenden Kaffee gehen wir nochmal den Projekttag Wasserkreislauf für die nächste Woche durch.
Während ich die wenigen hundert Meter nach Hause radele, gehen mir nochmal die Bilder der interessierten und motivierten 5. Klässler von heute durch den Kopf und ich freue mich, dass auch das Thema Küstendynamik so gut ankam.

Kira Eder

Umweltpraktikantin 2024

Ort

Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft