Im Bann des Waldes
Früh am Morgen ging es wieder los. Rauf auf's Rad und ab in den Wald. Vorbei an taubedeckten Äckern mit neugierigen Rehen und den letzten blühenden Pfingstnelken.
Wie in den letzten Tagen gibt es wieder Weisergatter zu vermessen und dafür düse ich mit dem feinen E-Rad des Nationalparks Hügel hinauf und in sumpfige Täler hinab. Die Gatter sind umzäunte Flächen, wo in der Nähe noch eine weitere Fläche steht, welche nicht umzäunt ist.
In dem Vergleich des Verbisses dieser beiden Flächen kann der Wildtierbestand im Gebiet errechnet werden. Das ist wichtig, damit das Wildtiermanagement bzw. die Jagd darauf angepasst wird, da es hier leider weder Wolf noch Luchs gibt, welche diese Aufgabe übernehmen könnten.
An einer mir vollkommen unbekannten Ecke des Nationalparks angekommen, steige ich ab, verstecke das Radel und suche die Wege zum nächsten Weisergatter auf.
Die buchenlaubbedeckten Hügel schlittere ich runter, das GPS-Gerät fest in der Hand, in der anderen eine Karte und stoppe. Lausche. Atme ganz leise die Waldluft des Buchenwaldes ein und fokussiere meinen Blick auf die beiden Mufflondamen vor mir. Sie haben sich grade hingelegt und ihre Lämmer turnen auf ihnen verspielt herum. Es ist vollkommen still bis auf ein paar Spatzen, welche leise singen. Eine idyllische Szene in dem sanften Spiel des Lichtes zwischen den Buchenblättern.
Leider bemerken sie mich dennoch in meinen schlammverschmierten Stiefel und eilen davon und ich stampfe weiter zum nächsten Weisergatter, während die Schwanzmeisen über mir pfeifen und ihr Trällern mich bis zur nächsten Lichtung begleitet.
Am Abend radel ich wieder erschöpft nach Hause und bin immer noch von den Begegnungen beeindruckt und verzaubert. So sehr, dass ich fast den Fuchs übersehe, der an mir vorbei nach Hause in seinen Bau eilt. Anscheinend sind wir beide müde vom Tag im Nationalpark Kellerwald-Edersee.
Stefanie Köhler
Umweltpraktikantin 2024
Ort
Nationalpark Kellerwald-Edersee