Ein Tag im Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft
Es ist noch sehr ruhig an diesem warmen Augustmorgen.
Die Sonne geht gerade über dem Schaproder Bodden auf und die Salzwiesen vor dem Nationalparkhaus leuchten golden. Seit knapp einem Monat verbringe ich bereits mein Commerzbank-Umweltpraktikum im Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft auf der Insel Hiddensee und genieße jeden Tag.
Um 7.30 Uhr beginnt im Nationalparkhaus Vitte der Arbeitstag. Einen langen Arbeitsweg habe ich glücklicherweise nicht – meine Praktikantenwohnung liegt direkt gegenüber vom Büro.
Im Büro treffen wir uns morgens täglich für eine Teambesprechung. Aber auch die Ausstellung muss vor der Öffnung um 10 Uhr vorbereitet werden. Neben dem Hissen der Nationalpark Flagge gehört auch das Sammeln verschiedener Pflanzen zu Ausstellungszwecken dazu.
Auf dem Naturlehrpfad neben dem Nationalparkhaus bietet sich auf der üppig blühenden Wiese ein buntes Farbspektrum an verschiedenen Blütenpflanzen. Der Rainfarn blüht im satten gelb, die Wegwarte in einem hellblauen Farbton. Auch die Ochsenzunge mit ihren kleinen lilafarbenen Blüten, den Rotklee und die rosa blühende Kartoffelrose sammeln wir.
Heute betreue ich jedoch nicht die Ausstellung – es geht zur Dünenheide, eine Halbkulturlandschaft im Süden der Insel. Mit meiner Kollegin, Rangerin Sibylle, bin ich heute auf einer Führung unterwegs. Zusammen fahren wir um 9:30 Uhr mit dem Rad los. 20 Personen hatten sich angemeldet. Bei unserer Ankunft stehen noch ein paar mehr Interessierte da, die wir auch auf der Führung willkommen heißen. Knapp über zwei Stunden laufen wir durch die größte im Zusammenhang erhaltene Küstendünenheide im deutschen Ostseeraum, zeigen und erklären den Gästen die verschiedenen Tier- und Pflanzenarten, die wir in der Heide beobachten.
Sibylle und ich teilen uns die einzelnen Stationen auf. In den letzten Wochen konnte ich mir viel Wissen aneignen, das ich nun mit den Besuchern der Führung teilen kann. Bei bestem Wetter laufen wir durch die lila blühende Besenheide und am Strand entlang, bevor wir den Rückweg antreten.
Nach dem Mittag bekomme ich von meinem Kollegen, Ranger Frank, den Auftrag, eine vor zwei Wochen angespülte Kegelrobbe an der Steilküste aufzusuchen. Der Weg dahin führt an der Huckemauer entlang, einem Steinwall, der kurz vor dem 2. Weltkrieg im Nordwesten des Inselkerns als Küstenschutz errichtet wurde. Von der Huckemauer aus hat man einen fantastischen Ausblick über die gesamte Westküste Hiddensees.
Das letzte Stück bis zur verendeten Kegelrobbe laufe ich die Steilküste entlang. Der Geruch verrät schon von Weitem den Zustand des Tieres. Da dieses Tier in den letzten Wochen viel Aufsehen erregt hatte, habe ich die Aufgabe erhalten, es zu vergraben. Üblicherweise werden Kegelrobbenkadavar im Nationalparkgebiet gelassen, da sie eine Lebensgrundlage für andere Tierarten bieten.
Nach knapp drei Stunden hatte ich das Tier verbuddelt und mit Steinen bedeckt – und, obwohl der Geruch immer noch an mir haftete, war ich dankbar für die Erfahrungen und die Erlebnisse auf diesem besonderen Fleckchen Erde, dem söten Länneken.
Svenja Hartmann
Umweltpraktikantin 2024
Ort
Nationalpark Vorprommersche Boddenlandschaft