Ein Tag als kleine Stranddetektiv*innen auf Rügen
Heute beginnt mein Tag früher als sonst, denn es ist ein besonderer Tag. Der Wecker klingelt um viertel vor sechs, und das Aufstehen fällt mir heute nicht schwer. Nach vielen Stunden der Vorbereitung ist es endlich Zeit für die Strandrallye, die ich neben meinen alltäglichen Aufgaben im Praktikum geplant habe.
Sie markiert den Auftakt für eine tolle Klassenfahrt einer zweiten Klasse der Nationalpark-Grundschule Ostseeblick. Nicht nur die Kinder sind aufgeregt. Auch ich bin gespannt, ob alles so klappt, wie ich es mir überlegt habe.
Nach einem schnellen Minifrühstück schwinge ich mich auf mein Fahrrad und fahre Richtung Prora. Die morgendliche Stimmung über den knallgelben Rapsfeldern, das sanfte Licht des jungen Tages und das Panorama der Ostsee dahinter – ein wunderbarer Start in den Tag.
An der Jugendherberge Prora angekommen, beginne ich mit den letzten Vorbereitungen für den Strandtag. Ich gehe die Rallyestrecke rückwärts am Strand entlang und verstecke alle Stationen. Als ich am Startpunkt der Rallye, Mukran Hülsenkrug, ankomme, warte ich gespannt auf die Ankunft der Schüler*innen mit dem Bus.
Kurz darauf sehe ich eine freudig aufgeregte Klasse auf mich zukommen. Meine eigene Aufregung verfliegt sofort, als ich in die erwartungsvollen Gesichter der Kinder blicke. Nun kann das Strandabenteuer beginnen.
Die Rallye ist in eine Geschichte eingebettet: Eine alte Strandabenteurerin, die sich vor langer Zeit auf die Suche nach Spuren des Lebens hier am Strand begab, hinterlässt den Kindern eine Flaschenpost. In dieser übergibt sie ihnen die wichtige Aufgabe, ihre Suche fortzusetzen.
Mit viel Eifer machen sich die kleinen Abenteurer*innen auf den Weg. Sie knobeln, lösen Aufgaben und finden Strandschätze, während sie nach und nach in die Fußstapfen der Abenteurerin treten. Dabei erlernen sie wichtige Outdoor-Skills wie das Bauen eines Wasserfilters und das Orientieren anhand der Sonne und einer Uhr. In der Mittagspause überraschen uns einige Eltern mit einer leckeren Stärkung, sodass wir voller Energie in den Nachmittag starten können.
Am Nachmittag schlüpfen die Kinder in die Rollen verschiedener Lebewesen des Strandes und des Meeres. Sie lernen über Fortbewegung und Nahrungsketten, beobachten und fühlen, erforschen die Wasserkante und machen interessante Funde. Die Kinder meistern die Aufgaben hervorragend, nutzen ihre Sinne und wachsen als Team zusammen.
Später am Nachmittag kommen wir bei der Jugendherberge an. Die Kinder haben es geschafft. Sie erhalten alle ein Zertifikat als erfolgreiche Stranddetektiv*innen und lauschen den Abschiedsworten der alten Strandabenteurerin. Ich verabschiede die Kinder und spüre ein bisschen Wehmut, dass ich nicht die gesamte Klassenfahrt begleiten kann.
Mit müden Beinen und einem stolzen Grinsen in den meisten Gesichtern der Kinder dürfen sie nun wohlverdient ihre Zimmer in der Jugendherberge beziehen und in ihre restliche Klassenfahrt starten. Ich setze mich noch eine Weile an den Strand, lasse den Tag Revue passieren und springe kurz ins kühle Nass, bevor ich wieder auf mein Fahrrad steige und nach Hause fahre. Was für ein gelungener Tag voller Sonnenstrahlen, guter Laune, Kinderlachen und Staunen. Wir werden sicher alle ab jetzt ein Auge für die kleinen und großen Besonderheiten dieses wunderschönen Lebensraums haben und versuchen ihn bestmöglich zu schützen.
Für mich geht ein weiterer Tag im Praktikum zu Ende, und ich freue mich auf viele weitere Tage hier auf Rügen. Heute schlafe ich sicher besonders gut.
Lia Rumpf
Umweltpraktikantin 2024
Ort
Nationalpark Jasmund