Ein Morgen auf der Insel Hiddensee
Heute startet der Tag für mich zeitiger als gewöhnlich. Bereits um 6 Uhr finde ich mich zusammen mit anderen motivierten Frühaufsteher*innen vor dem Heimatmuseum in Kloster auf Hiddensee ein, um an einer Vogelstimmenexkursion teilzunehmen. Geführt wird diese von der Leiterin der Biologischen Station auf Hiddensee, einer Außenstelle der Universität Greifswald.
Wir haben uns noch keinen Meter vom Treffpunkt entfernt und können schon einer Vogelart nach der nächsten lauschen: Dorngrasmücke, Mönchsgrasmücke, Grauammer, Mauersegler,... So schnell komme ich gar nicht mit dem Nachschlagen der Vögel im Bestimmungsbuch hinterher. Das Tolle an Hiddensee ist dabei nicht nur die große Artenvielfalt, sondern auch, dass so gut wie keine Autos die Vögel beim Singen oder uns beim Zuhören stören! Die akustische Entdeckung des Morgens ist für mich der Gelbspötter, gut versteckt in einem Strauch imitiert er mit seinem Gesang beinahe ununterbrochen andere Vogelarten. Nach gut zwei Stunden Spaziergang an den Hängen des Dornbusches, dem Inselberg im Norden Hiddensees, kehre ich zurück zu meinem Arbeits- und Wohnort, dem Nationalparkhaus, um dort meinen regulären Arbeitstag zu beginnen.
Meine Aufgaben im Nationalpark sind vielfältig, meist begleite und unterstütze ich Ranger*innen bei ihren Tätigkeiten wie Führungen durch den Nationalpark und Vogelzählungen oder betreue unsere schöne Ausstellung im Nationalparkhaus. Doch heute steht für mich noch ein anderer Aufgabenbereich an: Pflegearbeiten – das sind praktische Arbeiten im Nationalpark, die meist der Instandhaltung der Infrastruktur dienen. Ich schaue in die Übersicht, in der meine Kollegin, die hier ein Freiwilliges Ökologisches Jahr absolviert, alle Nationalparkschilder und deren jeweiligen Zustand vermerkt hat, suche mir Farben und Pinsel und schwinge mich auf mein Rad, um zu einem der Eingangstore des Nationalparks zu fahren, das eine Auffrischung benötigt. Auf dem Weg dahin entdecke ich auf einer bunt blühenden Wiese erst eine und dann eine zweite Graugans, die mit auffällig emporgestreckten Hälsen durch das Gras spazieren. Ich schaue genauer hin und erkenne zwischen ihnen drei flauschige Gänseküken!
Die Farbe der Schrift auf dem Schild, beständig der Witterung ausgesetzt, blättert an einigen Stellen ab und auch die Nationalpark-Eule schaut etwas traurig aus ihrem nur noch blassgelbem Haus. Ich packe meine Farben aus und beginne mit dem Ausbessern. Diese handwerkliche Arbeit macht mir viel Spaß und ich widme mich geduldig auch den feinen Linien der Piktogramme, die die Regeln im Nationalpark verbildlichen. Ab und an kommen Besucher*innen vorbei und freuen sich über mein Tun oder sprechen mich an und fragen mich beispielsweise, wie sie zum Leuchtturm auf dem Dornbusch, dem Wahrzeichen der Insel, kommen oder ob sie ihren Hund mit ans Wasser nehmen dürfen. Zur Mittagszeit fahre ich zurück zum Nationalparkhaus, einem sehr schönen, reetgedeckten Gebäude und vertrete meine Kollegin in der Ausstellungsbetreuung, bevor ich dann selbst eine Mittagspause mache. Ich freue mich schon auf die Fortsetzung der Malarbeiten am Nachmittag!
Aline Schneider
Umweltpraktikantin 2024
Ort
Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft