Ein ganz normaler Tag auf der Hamburger Hallig

Sonnenuntergang überm Watt.

Ich schlage die Augen auf zum aufgebrachten Triller eines Austernfischers. Hoffentlich hat sich keine Möwe an seinen Küken vergriffen! Schnell das Fernglas geschnappt und … puh … da sind sie! Hoch oben auf dem First des Reet-gedeckten Hallig-Krogs gegenüber: die zwei Kleinen begrüßen den neuen Tag, indem sie schnell über den Giebel flitzen. Kein Wunder, dass Austernfischer hier auch ‘Halligstorch‘ genannt werden!

Jetzt aber los! Das Wasser steht gerade noch hoch genug, um eine morgendliche Schwimmrunde zu drehen, bevor die ersten Menschen ihren Weg zu mir auf die Warft finden. Gefrühstückt wird vor meinem kleinen Häuschen – der Datscha – mit Blick auf meine neuen, wolligen Nachbarn, die begierig auf mein frisch gebackenes Brot starren. Selbstgemacht versteht sich, denn der nächste Supermarkt ist ca. 13 km entfernt auf dem Festland. Um diesen ruhigen Morgen noch etwas in die Länge zu ziehen schnappe ich mir Lappen und Wassereimer und ziehe los, um die Informationstafeln des Salzwiesenlehrpfades zu putzen. Dabei fällt mir auf, dass jetzt auch das Milchkraut (Glaux maritima) die Salzwiese mit seinen kleinen Blüten schmückt! Hier kann man wirklich jeden Tag auf Schatzsuche gehen und wird sicher nicht enttäuscht. Etwas Zeit bleibt noch, um bei meiner Nachbarin Hallo zu sagen. Auf der knapp 2 km gen Festland liegenden Warft „Schafsberg“ steht eine NABU-Hütte, die von immer wechselnden Freiwilligen betreut wird. Außerdem stiefeln dort auch kleine Säbelschnäbler durchs seichte Wasser. Kaum zurück auf “meiner“ Warft, da wird es auch schon Zeit die Wattwerkstatt zu öffnen. An einem so schönen Tag, wie heute, werden wieder viele Menschen auf die Hallig kommen und einige davon auch in die kleine Ausstellung, die ich im Moment betreuen darf. Da es heute seit längerem mal wieder windstiller ist, schleppe ich einen Tisch nach draußen mit Präparaten, Muscheln, Karten etc. und natürlich baue ich daneben das Spektiv auf. Es ist ein schönes Highlight für Jung und Alt, die vielfältige Vogelwelt ganz aus der Nähe betrachten zu können. Ich kann immer noch nicht glauben, wie viel ich in den letzten Wochen dazu lernen durfte und jetzt die Begeisterung, die ich selbst für all die Wattbewohnenden verspüre, teilen zu können, macht mich sehr glücklich. Und so verfliegt die Zeit nur so und schon wird es Zeit die Türen zu schließen, mir mein Abendessen zu kochen und mich damit auf meinen liebsten Sonnenuntergangs-Platz auf dem Sommerdeich zu begeben. Und so geht ein weiterer “ganz normaler“ Tag in den schönsten Farben zu ende.

Almut Hellwich

Umweltpraktikant 2024

Ort

Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer