Ein Freitag im Müritz-Nationalpark

Damwild im Gebüsch

Heute Morgen bin ich wie jeden Tag um 5:30 Uhr aufgestanden. Henri und ich machen uns dann immer aufbruchsfertig und trinken unten auf der Veranda der Rangerstation in Serrahn einen Kaffee. Es ist schön den „Ökolärm“ zu genießen.

In Köln höre ich immer Flugzeuge, Autos, die Bahn, Menschen usw. Es ist nie richtig still. Wenn man hier auf der Veranda sitzt, hört man wirklich nur die Vögel und den Wind.

Henri und ich nehmen immer mit einer App die Vogelstimmen auf. Unser Plan ist es, am Ende dieser drei Monate wenigstens die wichtigsten Vögel zu unterscheiden. Die Motivation ist da, aber ob man schon Fortschritte sieht, können wir schlecht bewerten.

Um kurz nach 6 Uhr setzte ich mich auf mein neues Lieblingsfahrrad, was ich mir von der Rangerstation ausleihen durfte. Man muss dazu sagen, dass es nur drei Gänge hat, aber es bringt mich bei gutem Wetter von Serrahn zur Steinmühle. Oft fahren wir auch mit dem Auto, da ich Henri immer nach Zinow bringe. Denn mit dem Rad nach Hohenzieritz, das ist ein beachtliches Stück. Deshalb erleichtere ich ihm diese knapp 3 Kilometer holprigen Waldweg.

Heute muss ich allerdings in die Pedale treten. Ich habe am Schweinegartensee getrödelt, weil der Nebel so schön tief auf dem Wasser stand. Auch wenn das Radfahren- den Wegen geschuldet - etwas anstrengender ist als in Köln, genieße ich es. Die frische Waldluft, die Vogelstimmen und natürlich die wunderschöne Aussicht. Wenn ich daran denke, dass die Hälfte meines Praktikums schon vorbei ist, werde ich etwas traurig. Ich habe mich hier superschnell eingelebt.

Auf der „Eierstraße“, die zur Steinmühle führt, habe ich kurz Angst, von Beatrix - neben Barbara ist sie die Köchin für die Klassen im Jugendwaldheim - überfahren zu werden. Schließlich fährt sie rasant an mir vorbei. Auf der Wiese kurz vor Beginn des Grünower Sees sehe ich zwei Kraniche und ein Damwild. Wenn man so nicht begrüßt werden möchte, wie denn dann?

Als ich eintreffe, schlafen alle Kinder noch. Heute ist Abreisetag, was für die Mitarbeiter ziemlich entspannt ist. Um 7 Uhr gibt es erstmal Personal-Frühstück. Lara, meine Chefin, und ich essen brav das Gemüse und das Obst auf. Um kurz vor 8 Uhr kommen die ersten Kinder zum Tischdienst. Ines, das Organisationstalent der Steinmühle, und ich passen beim Abräumen auf, dass das Geschirr heile bleibt. Ein Junge kommt auf uns zu und bedankt sich bei uns für die schöne Woche, die die Klasse bei uns hatte. Bei solchen Momenten denke ich mir, wie schön es wäre nach meinem Studium in der Umweltbildung zu arbeiten.

Die Klasse reist um 10 Uhr ab. Davor kontrollieren Ines und ich noch das Bettenhaus, verteilen eine kleine Wegstärkung an die Kinder und sagen „Tschüss“. Vereinzelt umarmen uns die Kinder, was einem das Herz erwärmt. Winkend schauen wir dem Bus hinterher.

Danach ist der Großteil eines Freitags auch gelaufen. Wir planen die nächste Woche, ich erarbeite ein paar Sachen für die Fledermausnacht. Wir machen Mittagspause, sagen nicht „Guten Appetit“, sondern „Mahlzeit“, trinken Kaffee und gegen halb 3 Uhr verabschieden wir uns. Ich fahre einen anderen Weg nach Hause. Einen Wegm den Ines mir empfohlen hat. Einen Weg, den Hannes mir kurz auf der Karte erklärt hat. Einen Weg, den ich gefunden habe und der wirklich sehr schön war. So wie eigentlich alles hier.

Daria Jelen

Umweltpraktikantin 2024

Ort

Müritz-Nationalpark