Wilde Nächte

Blick auf einen Flussabschnitt im Nationalpark Harz

Viele der Veranstaltungen vom Besucher*innenzentrum, wo ich arbeite, sind eintägig. Diese Woche ist das anders. Ich darf ein dreitägiges Wildniscamp begleiten. Ursprünglicher Plan: Mitten im Wald für drei Tage draußen sein, inklusive Übernachtung und Kochen über dem offenen Feuer (natürlich nur mit vorheriger Genehmigung). Leider ist es dann so trocken, dass wir das Camp doch nicht im Wald abhalten dürfen. Zu hoch die Gefahr, Umliegendes mit einem Funken zu entzünden.

Plan B ist dann etwas weniger wild, aber dennoch schön. Es soll in einer Hütte übernachtet werden. Die Gruppe vor Ort wurde zuvor in drei kleinere Gruppen unterteilt. Meine Gruppe war diejenige, die sich freiwillig für das Waldabenteuer entschieden hat. Für die anderen bleibt es also beim vorherigen Plan und nur für uns ändert sich was. Nach einer kurzen Gruppenbesprechung steht aber der Entschluss fest: auch wenn wir nicht mitten im Wald sind, wollen wir trotzdem draußen unter freiem Himmel übernachten. Also wird das Schlaflager auf der Wiese ausgebreitet und alles in den Biwaksäcken verstaut. Danach beginnt das Tagesprogramm. Da es sich bei der Gruppe um angehende Erzieher*innen handelt, geht es viel um pädagogische Spiele und das Anleiten solcher kennenzulernen. Unterwegs lernen wir viel aus der Wildnispädagogik. Dürfen die Natur mit allen Sinnen entdecken und mit kindlichem Entdeckergeist die Umgebung erforschen.

Dabei mache ich die altbekannte Erfahrung, dass auch Erwachsene gerne spielerisch und mit allen Sinnen lernen. Es tut gut drei Tage fast ausschließlich draußen und in der Natur zu sein. Nach einer Dämmerungswanderung fällt uns allen auf, wie unangenehm es ist in das laute und grelle Haus zu gehen. Also werden schnell die Zähne geputzt und wieder in das stille und dunklere Draußen gehuscht. Da es Nachts doch sehr kalt ist, geht es flink in den Biwaksack. Als ich mitten in der Nacht meine Augen öffne, um zu schauen, ob es schon hell wird, habe ich einen wunderschönen Sternenhimmel über mir und je länger ich die Augen aufhalte, desto mehr Sterne tauchen auf. Dabei rauscht der Wind und der Himmel wird von hochwachsenden sich im Winde wiegenden und knarzenden Bäumen eingerahmt. Die kalte Luft streift um meine Nasenspitze.

So schöne und simple Dinge verpassen wir, wenn wir immerzu in unseren Häusern sitzen. Um dieses Wunder häufiger zu erleben, will ich während des Praktikums öfters mal draußen übernachten. Den Biwaksack darf ich mir dafür jederzeit ausleihen.

Nele Frenssen

Umweltpraktikantin 2023

Ort

Harz