"WaldZeit" mit den Kindern auf dem Falkenstein
Es ist 6 Uhr, die Morgensonne taucht mein Zimmer in ein warmes, goldenes Licht und weckt mich sanft aus dem Schlaf im Gästehaus des Zwieseler Waldhauses im Nationalpark Bayerischer Wald. Nach meiner Morgenroutine und einem ausgiebigen Frühstück bin ich bereit für meinen Morgenspaziergang durch den erwachenden Wald zum Wildniscamp am Falkenstein, meinem Arbeitsplatz für das Umweltpraktikum.
Die morgendliche Stille und der Zauber des Waldes umhüllen mich. Das Rascheln der Blätter, das Klopfen der Spechte und der erdige Geruch von nassem Moos wecken meine Sinne. Der kalte Morgenwind streicht über die Blätter und meine Haut. Es ist ein wahrer Genuss, inmitten der Natur zu sein und die Lebendigkeit des Waldes zu spüren. Ich fühle mich dankbar und glücklich, an einem solch besonderen Ort arbeiten zu dürfen.
Die Kinder der Gästegruppe empfangen mich mit offenen Armen und erzählen mir begeistert, was sie in der letzten Nacht erlebt und welche Tiere sie im Wald beobachtet haben. Viele der Kinder haben einen Migrationshintergrund und wissen zum Teil noch nicht, ob sie in Deutschland bleiben dürfen. Viele sind auch zum ersten Mal im Wald und ihre Unbekümmertheit und Freude ist ansteckend. Heute steht eine Wanderung auf den Falkenstein, den Hausberg, an und ich frage mich, wie die Kinder diese Herausforderung meistern werden.
Einige Kinder wollen schon nach den ersten Metern aufgeben, aber der Großteil der Gruppe motiviert sich gegenseitig. Unterwegs kommt es zu einigen Streitereien und Strapazen innerhalb der Gruppe, aber als wir oben ankommen, gibt es zur Belohnung ein Eis und eine großartige Aussicht und alle Probleme der anstrengenden Wanderung sind vergessen. Unterwegs stellen mir die Kinder viele neugierige Fragen über den Wald, die Tiere und den Klimawandel und ich bin überrascht, wie wissbegierig und aufgeweckt sie sind. Auf dem Rückweg stelle ich ihnen Quizfragen über die Natur und den Nationalpark, die Kinder sind neugierig und stellen mehr Fragen, als ich beantworten kann. Obwohl sie in ihrem Alltag sicher viele Probleme zu bewältigen haben, die sie davon abhalten, über Nachhaltigkeit nachzudenken, merke ich, dass die Natur offensichtlich ansteckend und inspirierend ist und auch bei den Kindern einen bleibenden Eindruck hinterlässt.
Auf jeden Fall ein gelungener Ausflug, der mich zum Nachdenken anregt und mir einen großen Einblick in die kindliche Neugier und Unbekümmertheit gegeben hat. Ich überlege, welche Spuren Natur und Bildung bei Kindern hinterlassen können und wie unser Schulsystem diese kindliche Neugier und Wissbegierde bei vielen Kindern nicht fördern kann.
Am Abend belohnen wir die Kinder im Wildniscamp mit Stockbrot am Lagerfeuer. Sie versuchen zum ersten Mal, mit Feuersteinen ein eigenes Feuer zu entfachen. Es ist ein Moment voller Begeisterung und Stolz.
Ein weiterer Tag geht zu Ende, kein Tag wie jeder andere, meine Arbeit hier mit WaldZeit im Wildniscamp ist sichtlich abwechslungsreich und ich lerne jeden Tag unzählige Dinge über die Natur, meine Umwelt und die Bildungsarbeit. Jeden Tag merke ich aufs Neue, wie viel es in der Natur zu erforschen und zu lernen gibt und wie viel ich von den Kindern noch lernen kann.
Noah Ruf
Umweltpraktikant 2023
Ort
Bayerischer Wald