Von Kranich-Erwachen und MoorWildnis

Carla Linden am Infostand der Umweltbildung bei den Nationalparktagen

Mein Wecker klingelt um 03:30 in der Nacht und müde, aber voller Vorfreude starte ich in den Tag.

Heute wird kein „normaler“ Arbeitstag sein: Dieses Wochenende finden in meinem Einsatzgebiet, dem Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft, die Nationalparktage statt.

Wir von der Umweltbildung haben dort einen Stand mit verschiedenen Aktionen für Jung und Alt und bieten eine Familienführung an.

Warum ich jetzt aber so früh aufgestanden bin? Das war ein persönlicher Programmpunkt: ich durfte nämlich am zweiten Tag der Nationalparktage einen Ranger auf seiner Sonderführung zum Erwachen der Kraniche begleiten. Die Kraniche machen auf ihrem Weg in den Süden Rast in unserer Region und kurz nach Sonnenaufgang kann man eindrucksvoll beobachten, wie sie aufwachen und sich auf den Weg zu Getreidefeldern machen, um sich dort Energiereserven für die weitere Reise anzufressen.

Die Führung beginnt um 5:30 Uhr mit einer halbstündigen Radtour zum Vogelausguck Pramort. Auf den zwei überdachten Aussichtplattformen verteilen sich alle Besucher:innen und ein Rothirsch lässt nicht lange auf sich warten – das erste Highlight. Ganz gemütlich führt er sein Morgenritual durch, geht baden und schreitet gemächlich zwischen den Kranichen hindurch. Die Gänse fliegen aufgeregt davon. Kurz nach Sonnenaufgang machen sich die Kraniche auf den Weg und fliegen in verschiedenen Formationen über den vom Sonnenaufgang gefärbten Himmel. Dieses wunderschöne Naturschauspiel zu beobachten ist etwas ganz Besonderes, für das ich die kurze Nacht gerne auf mich nehme.

Nach Ende der Führung trinken wir noch schnell einen längst überfälligen Kaffee, bevor ich zu unserem Stand gehe. Dort haben wir für die Besucher:innen Informationen und interaktive Aktionen zum Jahresthema „MoorWildnis“ vorbereitet. Sie können mithilfe eines Schwammes ausprobieren, wie viel Wasser Torfmoos speichern kann, ein Moorquiz mit Schätzfragen spielen oder anhand eines Zeitstrahles schauen, welche menschheitsgeschichtlichen Ereignisse das älteste Moor auf Fischland-Darß-Zingst schon alles erlebt hat.

Die Kinder hatten besonders viel Spaß daran, in drei großen Schüsseln Lebensräume zu ertasten und zu erraten. Im Kleinformat haben wir den Strand, den Wald und die Boddengewässer nachgebaut und mit einem Tuch verdeckt. Nach anfänglicher Skepsis, ob dort etwas Lebendes auf einen wartet, haben sich doch viele getraut, mit den Händen die Schüsseln zu erforschen. Die vielen Vorbereitungen für das Wochenende haben sich gelohnt: Kinder und Erwachsene hatten Spaß am Stand und wir haben tolle Gespräche geführt.

Nachmittags geht es dann mit meiner Kollegin Kristin Nolte los zur Familienführung „Der Natur auf der Spur“. Insgesamt 20 Teilnehmer:innen hatten sich angemeldet und gemeinsam gehen wir in den Wald. Ziel dieser Führung ist es, den Wald mit allen Sinnen zu erforschen. Neben inhaltlichem Input rund um die Flora und Fauna, haben wir verschiedene Spiele und Aktionen geplant: Beim Spiegellauf platziert man einen Spiegel auf den Nasenrücken und schaut sich die Baumkronen ganz genau an, beim Baumtasten erfühlt man mit verdeckten Augen die Individualität der Bäume und mit dem Suchauftrag, alles zu sammeln was einen interessiert, wird der Boden genauer unter die Lupe genommen. Die Familien zeigen großes Interesse, haben sichtlich alle Spaß und lernen und entdecken viel Neues.

Von der Führung zurück bauen wir noch schnell unseren Stand ab und verabschieden uns aus einem anstrengenden, aber tollen Wochenende mit vielen Eindrücken.

Carla Linden

Umweltpraktikantin 2023

Ort

Vorpommersche Boddenlandschaft