Vom frühen Aufstehen und warum sich das lohnt

Ein Reh steht im Morgengrauen auf einer Wiese.

Ein Haus im Wald, ein Wecker der viel zu früh klingelt und ein holpriger Radweg zur Arbeit können gleichermaßen zu Segen wie Fluch erklärt werden und auch heute morgen bin ich mir noch unsicher, was zutrifft. Mit 4:30 Uhr lastet das Klingeln schon schwer auf der Seite des Fluchs. Das Rudel Damhirsche, welches mich und meine Taschenlampe beobachtet, wohl eher auf Seiten des Segens.

Auch wenn meine Gegenüber das wohl anders beurteilen. Da liegen ihre Prioritäten meiner Meinung nach falsch, aber ich werde auch nicht bejagt.

Mein Ziel für den Morgen ist der Grünower See, welcher direkt an das Jugendwaldheim Steinmühle grenzt und mir für eine morgendliche Fototour empfohlen wurde. Daher auch der frühe Wecker. Fotos und Tiere lassen sich zum Sonnenaufgang schließlich am besten miteinander verbinden (regulär klingelt der Wecker um immer noch belastende 6:40 Uhr).

Der holprige Weg hat dann sogar noch eine Hürde für mich parat, buchstäblich, denn der Sturm von gestern Abend hat einen Bär von Baum auf den Weg geworfen. Kurz bewundert - und festgestellt, dass es sogar nur ein Ast war und ein Großteil des Baumes immer noch steht, - dann schnell vorbei gedrückt. Die Sonne geht nämlich bald auf. Am Schweingartensee noch ein schönes Foto für Instagram - für den Kanal des Nationalparks natürlich - geschossen und dann ab zum Grünower See.

Auf den Wiesen oberhalb des Sees sollen besonders im Frühling morgens oft Damhirschrudel unterwegs sein. Heute reicht es nur für zwei Hirschkühe. Aber immerhin - und sieht auch schön aus bei den ersten Sonnenstrahlen. Ein kleines Stück weiter warten dann auch Rehe auf mich, sogar etwas näher und sehr entspannt. Guter Dinge kann ich also los gehen und freue mich im
Laufe der Tour über einen Hasen, mehrere Rehe, Weihen, Schwäne und viele kleine Vögel. Dazu ein abwechslungsreicher Weg über Wiesen, Wälder und immer wieder am See entlang. Kann ich also nur empfehlen.

Nach guten drei Stunden komme ich dann auch am Jugendwaldheim an, wo ich begrüßt werde und endlich mal etwas gegen meinen Ruf des Langschläfers in der Hand habe. Danach ging es an den vermutlich besten Arbeitsplatz den ich überhaupt je benutzen werden - der Blick in den Wald und die Sonne im Gesicht sind schon sehr schön.

Hier beantworte ich noch ein paar Mails und suche Fotos für zwei Vogeltafeln aus, die im kommenden Jahr aufgestellt werden sollen. Nebenher versuchen Tabea, die FÖJlerin, und ich noch den kleinen braunen Vogel zu identifizieren, der sich morgens so schön vor die Linse gesetzt hat. Ein Versuch, der leider erfolglos bleibt, aber dafür gibt es ja genug Profis im Nationalpark.
Und dann zeigt sich auch der Vorteil des frühen Beginns, ich kann also besonders früh heute Feierabend machen, was sich wunderbar mit einem Abstecher zum See und gemeinsamen Kochen in der WG im Wald verbinden lässt.

David Zadim

Umweltpraktikant 2023

Ort

Müritz-Nationalpark