Krebsbestände der Rhön

Ein Bach im Biosphärenreservat Röhn

An diesem Mittwochmorgen blieb ich nicht lange am Schreibtisch in der hessischen Verwaltungsstelle des Biosphärenreservats Rhön sitzen. Gleich wurden die Gummistiefel angezogen und es ging mit den beiden Rangern Joachim und David raus. Wir fuhren zu vier Bächen, in denen wir am Vortag Reusen gesetzt hatten, um die Edelkrebsbestände in den Gewässern zu kontrollieren. Dort wurden über die letzten 20 Jahre immer wieder Edelkrebse (Astacus astacus), auch Europäischer Flusskrebs genannt, ausgesetzt. Diese sind zum einen durch Verunreinigung und Gewässerverbau gefährdet, zum anderen vom eingewanderten nordamerikanischen Signalkrebs (Pacifastacus leniusculus) und der von ihm mitgebrachten Krebspest bedroht. Um den Erfolg dieser Aktionen nachzuweisen, werden die Gewässer regelmäßig bereust.

Insgesamt hatten wir am Vortag 40 Reusen in vier Gewässer gesetzt. In den Reusen war je ein Köderkörbchen mit etwas Katzenfutter eingehängt, um die Krebse anzulocken. An tiefen Stellen, wo das Wasser nicht zu schnell fließt, hofften wir auf Erfolg. Denn dort verstecken sich die Krebse tagsüber in ihren Wohnhöhlen, unter Steinen und Wurzelgeflechten.

Zuerst ging es an den Brandbach, wo wir zehn Reusen gesetzt hatten. Zu dritt liefen wir bachabwärts und suchten unsere Reusen. Die ersten drei waren leider leer, doch in der vierten saß tatsächlich ein großes Edelkrebs-Männchen. Es wurde vermessen (13 cm), fotografiert und in einen Eimer mit etwas Bachwasser gesetzt. Damit wir die Krebse bis zum nächsten Tag nicht noch einmal fangen, wurden sie über Nacht in einem großen Eimer, der mit einer Sauerstoffpumpe ausgestattet war, aufbewahrt und am folgenden Tag zurückgebracht. Die Reuse setzten wir für einen weiteren Tag an die gleiche Stelle zurück. In den restlichen sechs Reusen fanden wir noch vier weitere Krebse. Sogar ein Weibchen war dabei.

Nachdem wir am Brandbach alle Reusen kontrolliert hatten, ging es zum nächsten Gewässer. In der Nüst gingen wir leider leer aus, doch in der Nässe und im Dammersbach fanden wir jeweils einen Krebs. Kleiner Tipp: Vor dem Leeren der letzten Reuse laut und mit Gewissheit sagen: „Da ist noch einer drin!“. Am Nachmittag waren dann alle 40 Reusen kontrolliert und die gefangenen Krebse dokumentiert. Mittlerweile brannte die Sonne auf uns herab und wir waren froh, als wir die Gummistiefel gegen unsere normalen Schuhe tauschen konnten.

Carolina Golisch

Umweltpraktikantin 2023

Ort

Rhön