Im Wildniscamp des Nationalparks Hainich

Feuerstelle im Wildniscamp.

Um sechs Uhr dreißig klingelt der Wecker. Wir Betreuer müssen früh aufstehen, um alles für das Frühstück für 20 Kinder vorzubereiten. Dazu gehört zunächst das Feuer in Gang zu bekommen, um Wasser abzukochen und Tee kochen zu können. Danach werden Brot, Aufstriche und Gemüse vorbereitet und ein Teil der Erwachsenen geht die Kinder wecken.

Heute wird ein voller und anstrengender Tag. Für den Vormittag ist eine Wildniswanderung mit dem Ranger Jonathan geplant, von der wir erst nachmittags zurückkommen werden. Nach dem Abendessen soll es noch eine Nachtwanderung geben.

Bisher haben die Kinder schon Einiges über die Tiere, die im Nationalpark vorkommen gelernt, doch heute wird diesen Tieren endlich auf die Spur gegangen. Es werden Trittsiegel und andere Hinterlassenschaften von Reh, Dam- und Rotwild, Wildschweinen und vielen Vögeln gesucht. Die Kinder sind unglaublich aufgeregt, denn sie hoffen, Tiere hautnah zu sehen.

Doch was genau ist meine Aufgabe in dieser, für die Kinder sehr spannenden Zeit? Es ist gerade drei Wochen her, dass ich mein Praktikum hier im Nationalpark Hainich angefangen habe. Ich fühle mich schon sehr angekommen. Die ganze letzte Woche bestand aus Vorbereitungen für das Wildniscamp, das zweimal jährlich hier als Ferienangebot für Kinder stattfindet. Nachdem ich mich in das Programm eingearbeitet hatte, wurde mir die Frage gestellt, ob ich noch Anregungen hätte und ob ich Teile übernehmen möchte. Ich hatte sehr Lust eine Nachtwanderung zu gestalten und während der Woche weitere Organisationspunkte mit den Kindern zu besprechen, sowie abends Werwolf anzubieten. Meine Hauptaufgabe waren Essensvorbereitungen, kurze Besprechungen anzuleiten und die Nachtwanderung durchzuführen.

Schon seit drei Tagen „wohnen“ wir in der Wildnis am Rand des Nationalparks und bringen Kindern von 8 – 13 Jahre die Natur näher. Das oberste Gebot: So einfach, wie nur möglich. Es gibt kein fließendes Wasser, sondern nur einen ans Grundwasser angeschlossenen Brunnen. Es gibt keinen Strom, sondern eine Feuerstelle. Die Kinder schlafen in sogenannten Bivak-Plattformen, wir Erwachsenen schlafen auf der Hauptplattform bei der Feuerstelle. Die Tage sind mit tollem spannendem Programm gefüllt, es gibt leckere Mahlzeiten über dem Feuer, abends wird noch lange Werwolf gespielt. Am Anfang ist die Aufregung vor dem Schlafengehen noch groß, jetzt gegen Ende fallen die Kinder abends müde ins Bett.

Nachdem sich die Kinder Brotzeit für das Mittagsessen vorbereitet haben und alles gepackt ist, geht es los auf die Wildniswanderung. Gemeinsam mit den Kindern entdecken wir Suhlen von Wildschweinen und einige Trittsiegel von Rehen. Zwischendrin werden immer wieder Spiele eingebaut, die die Sinne schärfen. Zum Beispiel die Baumbegegnung, bei der die Kinder mit verbundenen Augen einen Baum abtasten, den sie danach mit offenen Augen wiederfinden müssen. Der Ranger kommt bei kurzen Wegpausen auch immer wieder auf die Geschichte des Nationalparks zurück, einige Kinder aus der Umgebung ergänzen dabei stolz, was sie schon alles über die Geschichte wissen. Nach der Mittagspause geht die Wanderung zurück zum Camp.Auf dem Weg dorthin wird noch ein Rehbett entdeckt, das die Kinder sehr fasziniert.

Nach dem Abendessen geht meine geplante Nachtwanderung los. Ich habe mir im Vorhinein überlegt, diese mit einer Schnitzeljagd zu verbinden. Dafür habe ich sechs Rätsel und Aufgaben auf laminierten Zetteln an die Bäume in der Nähe des Weges gehängt. Bevor wir losgehen, erkläre ich den Kindern, dass es unser Ziel ist, wie Tiere durch den Wald zu gehen und keine Taschenlampen zu benutzen. Damit können wir testen, wie gut unsere Augen auch im Dunklen sehen können. Die Kinder sind alle sehr aufgeregt, finden und lösen die Rätsel schnell. Bei der Hälfte der Strecke werden leider ein paar der Kleineren hungrig und durstig, aber mit einem kleinen Stück Schokolade sind alle Sorgen verflogen. Zum Ende hin wird es auch für mich schwierig noch den Weg finden, doch wir schaffen es gut zum Camp zurück. Ich war mit meiner Leistung für den Tag zufrieden. Die Nachtwanderung ist nicht wie vorgestellt gelaufen, aber mit einer Gruppe von Kindern kommt es immer zu unerwarteten Momenten. Insgesamt war die Rückmeldung der Kinder und meiner Kollegen sehr positiv.

Leoni Miller

Umweltpraktikantin 2023

Ort

Hainich