Bernsteine und Kiebitz-Nester
Mittlerweile wohne ich jetzt schon über einen Monat auf der Insel Neuwerk im Hamburgischen Wattenmeer. Den Alltag teile ich mir mit zwei Bundesfreiwilligendienstlern, mit denen ich in einer WG zusammenlebe. Von Monitoring zu Öffentlichkeitsarbeit, von Gänsevorträgen zu Wattführungen und den Wasser- und Watvogel-Zählungen ist so ziemlich alles dabei.
So richtig von Alltag kann ich jedoch nicht sprechen. Jeden Tag lerne ich was Neues über die natürlichen Prozesse des Wattenmeers und über die Vogelwelt auf der Insel und jeden Tag kann ich mehr wahrnehmen. Besondere Tage häufen sich eigentlich nur so.
So haben wir erst vor kurzem einen Purpurreiher gesichtet. Ein Vogel, der vorher noch nicht auf der Insel gefunden wurde. Besonders hat es uns aber die Suche nach Bernsteinen angetan. Wann immer wir können, stapfen wir los. Manchmal ohne Erfolg und manchmal bringen wir eine ganze Handvoll mit. Freuen tun wir uns aber sowieso über jeden einzelnen noch so kleinen Bernstein.
Der Nationalpark ist zugleich auch ein Biosphärenreservat – leicht zu erkennen an den vielen landwirtschaftlichen Flächen im Innengroden. Hier ruhen sich die Austernfischer aus und die Gänse fressen sich an den nährstoffreichen Gräsern satt. Zugleich wollen die Landwirte ihre Felder bewirtschaften. Davon ist auch ein Vogel sehr betroffen, der hier gerne seine Nester baut – der Kiebitz. Um zu vermeiden, dass die Eier bei der Bewirtschaftung überfahren werden und somit der Bruterfolg der Kiebitze zunichte geht, werden die Nester von uns mit kleinen Fähnchen markiert. Die Fähnchen dürfen aber nicht lange an den Nestern bleiben, denn das macht sie zu einem gefundenen Fressen für die Rabenkrähen. Für uns bedeutet das früh morgens aufstehen bevor die Landwirte mit ihren Traktoren über die Felder rollen und nach bewohnten Nestern suchen und sobald die Traktoren runter vom Feld sind, die Markierungen wieder entfernen. Diese Arbeit ist zwar sehr zeitintensiv, aber bei dem Anblick eines Nestes oder sogar von bereits geschlüpften Küken lohnt sich jede Minute.
Luke Dedecke
Umweltpraktikant 2023
Ort
Hamburgisches Wattenmeer