Von Moorfröschen und Burggeistern

Weite Moorfläche in Raddusch, grüne Fläche bei blauem Himmel

Die Sonne zaubert mir an diesem Morgen im Mai wieder einmal ein Lächeln ins Gesicht als ich durch die Lübbenauer Altstadt spaziere. Für drei Monate tausche ich das Summen der Laptops im Hörsaal gegen das muntere Quaken der Frösche vor meinem Büro in der Verwaltung des Biosphärenreservates Spreewald.

Im „Haus für Mensch und Natur“ angekommen begrüße ich die Kolleg:innen der Biosphärenreservatsverwaltung und der Naturwacht. Wie jeden Morgenbesprechen wir gemeinsam die Aufgaben, die für den heutigen Tag in den verschiedenen Fachbereichen geplant sind. Heute steht eine Exkursion auf dem Moorerlebnispfad rund um das Dorf Raddusch an. In der Siedlung kann von Gästen und Einheimischen nicht nur hautnah erlebt werden, wie das Leben in einer slawischen Burg vor über 1.000 Jahre aussah, sondern auch 10.000 Jahre Erdgeschichte entdeckt werden.

Gemeinsam mit der Stipendiatin des deutsch-amerikanischen parlamentarischen Patenschaftsprogramms Marta und dem Bundesfreiwilligendienstleistenden Karl schwinge ich mich auf mein Praktikanten-Fahrrad, um umgeben von einer frischen Brise Landluft von Lübbenau nach Raddusch zu radeln. Hier finden sich einige der letzten wenigen naturnahen Moore in Deutschland. Der Lebensraum gehört zu den einzigartigsten, artenreichsten und faszinierendsten Ökosystemen und stellt eine Brücke zwischen Land und Wasser dar. Dass dieser ganz und gar nicht schaurig ist, zeigt der rund 14 Kilometer lange Moorlehrpfad auf eindrückliche Weise. Hier liegt, steht und wächst viel Geschichte. Flora und Fauna sind schon seit den ersten menschlichen Siedlungen nicht mehr unberührt und trotzdem wirkt alles, was wächst, kreucht und fleucht sehr wild und natürlich. Mittels QR-Codes lassen sich die verschiedenen Stationen des multimedialen Lehrpfades zu Fuß oder auf dem Drahtesel erkunden. Immer wieder steigen wir vom Sattel und nehmen uns die Zeit, die spannenden Informationen rund um Geschichte, Nutzung und Gefährdung dieser einzigartigen Landschaft auf der Website aufzurufen. Der „Mofo“, das Moorfrosch-Maskottchen, weist uns dabei verlässlich den Weg. Nach einem kleinen Picknick an einem der kleinen Fließe machen wir uns auf den Rückweg ins Büro.

Zusammen mit Marta bereite ich am Nachmittag die Informationen des Moorlehrpfades für einen deutsch- und englischsprachigen Audioguide auf. Sie spricht die englischen Texte ein, ich vertone die deutschen. Obwohl ich mir größte Mühe gebe mich nicht zu verhaspeln benötige ich mehrere Anläufe, bevor die Worte fehlerfrei im Kasten sind. Der Audioguide soll später der Umweltbildung im Biosphärenreservat dienen und wird dem lokalen Tourismusverein in Raddusch zur Verfügung gestellt. Vielleicht kann er helfen, Touristen und Einwohner zu einem rücksichtsvollen Verhalten in dieser einzigartigen Landschaft zu motivieren. Auch für verschiedene andere Gruppen werde ich in den nächsten Wochen noch Umweltbildungskonzepte erarbeiten. Jetzt ist aber erstmal Schluss für heute. Morgen ist ja auch noch ein Tag - und der wird bestimmt nicht weniger spannend.

Vivien Kucher

Umweltpraktikantin 2022

Ort

Biosphärenreservat Spreewald