Es ist Herbst in der Sächsischen Schweiz

Ein Stofftier in Form eines Igels sitzt in einem kleinen Unterschlupf aus Holz

Es ist Herbst in der Sächsischen Schweiz. Das Laub der Bäume färbt sich in gelben und roten Tönen. Wenn der Herbstwind bläst, fallen die Blätter zu Boden.

So heißt es im Herbstprogramm für die ersten und zweiten Klassen. Das Thema ist „Tiere bereiten sich auf den Winter vor“ und es ist eines der beliebtesten Programme hier im Nationalpark Sächsische Schweiz.

So möchte ich euch heute kurz davon berichten, wie ich mit dem Igel Borschtel, dem Hasen Hoppel, dem Eichhörnchen Puschel und einer Horde Kinder durch den Wald flitze, um herauszufinden, wie die drei sich auf die anstehende kalte Jahreszeit vorbereiten. Heute kommt eine 2. Klasse aus Dresden und das erste Highlight für die Kinder beginnt bereits vor Programmstart, denn von Königstein geht es mit der kleinen Fähre über die Elbe. Für so manche*n die erste Fährfahrt und entsprechend seeehr aufregend. Dann wird es anstrengend, sowohl körperlich als auch für meine Nerven, denn es geht den Berg hinauf und das sind viele nicht gewohnt. Ungefähr alle zwei Sekunden fragt ein Kind, wie weit es denn noch sei und wann wir ENDLICH Frühstückspause machen würden. Dabei fällt mir auf, dass für manche Kinder wandern etwas total Fremdes ist. Nicht alle kommen aus Familien, die oft einen Ausflug in die Sächsische Schweiz unternehmen wollen oder können und ich grüble ein wenig über die Ungerechtigkeit der Welt und die unterschiedlichen Startbedingungen für Kinder nach. Dann werde ich aus den Gedanken gerissen und ein paar kleine Finger greifen nach meinen Händen in der Hoffnung, dass ich sie ein bisschen den Berg hinaufziehe. Und dann sind wir endlich da, auf dem Umweltbildungsgelände Sellnitz auf halbem Weg zum Lilienstein.

Nach der ersehnten Frühstückspause geht es los. Verzaubert als Igel schauen wir heute, wie der kleine Borschtel es schafft den Winter ohne heiße Schokolade und Heizung zu überstehen. Die Kinder sind ganz schön pfiffig und sagen mir direkt, dass der Borschtel im Herbst gaaanz viel essen muss, weil er dann den Winter über Winterschlaf hält. Also gucken wir uns mal an, was Igel so essen. Mit Lupen in der Hand suchen wir Würmer, Schnecken, Früchte und Pilze und der Borschtel kann sich den Bauch so richtig vollschlagen. Aber dann erzählt der kleine Igel den Kindern auch noch eine Geschichte, wo er sich ganz doll an einer gefährlichen Dose, gefüllt mit leckerem süßem Saft, aufgeschnitten hat. Igel können nämlich sehr gut riechen, aber gar nicht gut sehen und so hat er wohl den Müll mit Essen verwechselt. Oh, armer Borschtel. Wir nehmen natürlich unsern ganzen Müll wieder mit!

Um zu zeigen, wie schlecht der kleine Igel sieht, stellen wir uns alle in eine Schlange und die Kinder bekommen die Augen verbunden. Davor werden noch die Schuhe ausgezogen (schon echt aufregend und eine Überwindung für die meisten). Und dann geht es im Gänsemarsch vorsichtig durch den Wald. Ich liebe es, den Waldboden unter den nackten Füßen zu spüren und mache natürlich mit. Aufregend das Leben als Igel. Und weiter geht unsere Entdeckungstour. Ich lese eine Geschichte vor von dem kleinen Borschtel und wie er vor lauter essen vergessen hat sich einen geeigneten Schlafplatz für den Winter zu suchen. Damit das den Igeln hier in der Sächsischen Schweiz nicht passiert, helfen wir mit und bauen einen schönen großen Laubhaufen. Es ist sogar ein richtiges Igelhotel wie mir erklärt wird. Mit Speisekammer und Schlafplatz. Es ist so schön zu sehen, wie alle beim Bau mithelfen und gar nicht genug bekommen können. Wir spielen noch eine Runde Igel-Fuchs, basteln ein Laub-Igel-Bild und schon ist die Zeit in den Kleingruppen vorbei und wir tapsen zurück zum Rest der Klasse. Was Puschel und Hoppel wohl so erlebt haben? Bei einem kleinen gemeinsamen Theaterstück zeigen die Kinder, was sie heute gelernt haben.
Die Igel suchen Laubhaufen und beginnen ihren Winterschlaf. Ihr Herzschlag wird langsamer. Bis zum Frühling werden sie ihr Versteck nicht mehr verlassen.

Zum Glück bin ich kein Igel und kann weiter durch die herbstliche Sächsische Schweiz stapfen, mich über die Farben freuen, durchs Laub rascheln, den Wind um die Nase pfeifen lassen und sehen, wie die Blätter nach und nach herunterfallen. Es ist schön zu sehen, wie die Natur sich verändert. Und es ist schön diese Veränderung hautnah zu erleben und sie anderen Menschen zu zeigen, um dann gemeinsam zu staunen!

Vera Kreutle

Umweltpraktikantin 2022

Ort

Nationalpark Sächsische Schweiz