Back to school

Blick auf Grundschulkinder, welche die Wildnis im Nationalpark bewundern.

Die Schulglocken läuten am Montagmorgen um 5 vor 8 Uhr und ich betrete die Grundschule in Bad Wildungen. Für heute tausche ich die Wildnisschule des Nationalparks Kellerwald Edersee zunächst gegen einen Klassenraum, während wir im Anschluss die Schüler:innen 2 Tage mit zu uns in den Wald nehmen. 

Zurück in der 3. Klasse nach so vielen Jahren ist ein komisches Gefühl. Doch schneller als ich schauen kann, sitze ich mit 19 Kindern auf einem viel zu kleinen Stuhl in einem Stuhlkreis und stelle mich vor. Ganz still sind sie, als sie Ranger Tom lauschen und er ihnen erklärt, wie wir das „Forscher-Gen“ in uns aufnehmen. Aufstehen und langsam von einem Fuß auf den anderen wippen, damit sich das Gen in unseren Köpfen wiederfindet. Danach dürfen meine 19 Forschungskolleg:innen und ich uns wieder setzen.

Der Anfang ist etwas trocken. Zuerst müssen wir einige Grundlagen und Besonderheiten über unseren Nationalpark Kellerwald Edersee klären. Denn was man sonst immer als selbstverständlich nimmt, weil es sich direkt vor der eigenen Haustür befindet, wird von der UNESCO genauso schützenswert eingestuft, wie beispielsweise der Grand Canyon oder das Great Barrier Reef. Grauwacke und Tonschiefer bilden die Grundlage für unseren bodensauren Hainsimsen Buchenwald. Nachdem alle wichtigen Details besprochen wurden, können wir noch ein kleines erstes Experiment machen. Gemeinsam mit den Kindern lassen wir Seifenblasen durch eine Baumscheibe entstehen.

Am zweiten Tag geht es raus in die Wildnis. Nach unserem gemeinsamen Streifzug durch den Wald finden wir endlich eine geeignete Stelle, um unser Forschungscamp aufzuschlagen. Aus umliegenden Ästen bauen wir uns eine „Horst“ an den wir am heutigen Tag immer wieder zurückkommen können. Zuerst dürfen die Kinder ihrer Kreativität freien Lauf lassen und aus umliegenden Fundstücken ihren eigenen Nationalpark bauen. So werden Steine gestapelt und mit Moos bedeckt um Berge und Wald widerzuspiegeln. Die blauen Jacken dienen als Wasser und stellen den Edersee dar, welcher sich um die Steinhaufen schlängelt. Stolz dürfen die einzelnen Gruppen ihre Kunstwerke vorstellen.

Danach lernen wir spielerisch verschiedene Bodenlebewesen des Waldes kennen, indem wir unsere Becherlupen auspacken und schauen, was wir am Waldboden entdecken. Spinnen, Kellerasseln, Tausendfüßler und Springschwänze werden genauer unter die Lupe genommen und alles genauestens protokoliert. Nachdem alle Funde notiert sind, bauen wir unser Camp wieder ab und verwischen unsere Spuren.

Marie Krähling

Umweltpraktikantin 2022

Ort

Nationalpark Kellerwald-Edersee