Nachdem ich mit meinen WG-Mitbewohner:innen gefrühstückt habe, geht es für mich wie gewohnt zum Nationalparkinfozentrum Multimar Wattforum. Einmal über die Eider und am Tönninger Hafen vorbei, und schon bin ich angekommen. Aber ich gehe heute nicht wie gewohnt in unsere Ausstellung, sondern wir fahren heute im Rahmen einer Fortbildung auf die Hallig Nordstrandischmoor. Wie sich später herausstellt, wird dies aber gar nicht so einfach!

Versorgt mit dicken regenfesten Jacken, Kaffee und guter Stimmung fahren wir los zum Beltringharder Koog Naturschutzgebiet. Dort angekommen, warten wir darauf, dass die Tide sinkt. Währenddessen wärmen wir uns auf und lernen Spannendes über die atemberaubende Ökologie des größten Naturschutzgebiets Schleswig-Holsteins. 

Mittlerweile verstehe ich mich schon richtig gut mit meinen Kolleg:innen und bin komplett im Team integriert. Im Multimar Wattforum arbeiten wir nämlich jeden Tag eng zusammen, um Führungen durch die Ausstellung zu geben, kreative Besucher-Fragen zu beantworten und kommentierte Fütterungen informativ und amüsant zu gestalten. 

Diese enge Zusammenarbeit geht auch heute weiter, denn die Tide ist nun tief genug, dass wir mit der Lore losfahren können - eigentlich. Vorher muss aber noch etwas Seetang (ja, Seetang) von den Schienen geschaufelt werden und alle sicher auf die offenen Abteile der Lore steigen. Das Geräusch der startenden Motoren ist kaum zu hören über das Rauschen der Wellen sowie unser Lachen und Gejubel. Kaum danach fahren wir inmitten des Wattenmeers. Die Wellen spritzen uns an, das Meer liegt direkt unter unseren Füßen, die Vögel fliegen an uns vorbei und die Hallig Nordstrandischmoor wird immer größer.

Als wir wieder auf fester Erde stehen und auf der Hallig angekommen sind, kriegen wir eine Einführung von einem Hallig-Bewohner. Nordstrandischmoor (auch Lüttmoor genannt), ist nämlich die jüngste der 10 Halligen im Wattenmeer. Bis 1634 bildete sie mit Pellworm und Nordstrand den untergegangenen Inselstrand. Nach einer mächtigen Sturmflut siedelten sich jedoch einige Familien an diesem Fleck Erde an. Heutzutage besitzt die Hallig um die 23 Bewohner und eine der kleinsten Schulen Deutschlands. 

Auf dem Weg zurück ist die Tide nun mehrere Meter gesunken und wir bewundern aus der Lore nun nicht nur die Vögel, sondern auch die aufgespülten Algen, Muscheln und Schulpe. Und obwohl ich die ganze Heimfahrt darüber nachdenke, wie verrückt der Tag an sich war, fasziniert es mich umso mehr, dass dieses Naturspektakel jeden Tag weiter und weiter geht.