Das Leben auf der Hamburger Hallig

Bild: Berglandschaft

Montag 6.Mai, 14:22 Uhr, 8°C bewölkt, Nordwest-Wind, Windstärke 5. Kaum Touristen unterwegs. Keiner traut sich raus auf die Hallig, denn der Wind schneidet scharf ins Gesicht und es sind 4 km bis zum Halligkopf. Dazu kommt, dass immer wieder Regenschauer über die Hallig hinweg ziehen. Lediglich ein paar abenteuerlustige Dänen finden den Weg in die Wattwerkstatt, doch auch die sind mit dem Auto her gefahren und haben sich nicht getraut das Naturerlebnis zu wagen.

In den letzten zwei Stunden habe ich vier Menschen zu Gesicht bekommen und so langsam wunder auch ich mich über diese geringen Besucherzahlen. Ich gehe raus und merke, dass die Nordsee vom Wind in die Salzwiese gedrückt wird. Hochwasser ist erst für 15:51 Uhr angesetzt. Die Steinkante, die die Hallig zum Westen hin von der offenen Nordsee trennt und schützt, ist bereits weitestgehend überspült. Die Prognose für heute: das Wasser steigt ca. 20 cm höher als normal, aber das lässt die Hallig zum Glück noch nicht in der Nordsee verschwinden. Solche Tage hatte ich in der letzten Woche einige. Kaum ein Mensch ist dann noch unterwegs und die Vögel, der Wind und das Wasser nehmen die Hallig ein. Nur ich sitze dann noch hier oben und beobachte das Ganze mit einer Tasse Tee in der Hand vom warmen Wohnzimmer aus und halte ab und zu meinen Kopf in den Wind. Ich hätte euch von einigen spannenden Erlebnissen berichten können. Wie ich zwei Lämmer gerettet habe oder 42 km gegen den Wind angeradelt bin, um einen tollen Ausflug zu machen. Aber genau diese Momente im „Stillen“, wenn kein Mensch mehr da ist und nur noch der Rotschenkel seinen Brutplatz verteidigt, die Gänse schnattern und sich satt fressen, die Austernfischer um die Weibchen buhlen und die glitzernden Bäuche der schwärmenden Alpenstrandläufer zu sehen sind, machen meine Tage aus. Genau das bedeutet für mich Leben auf der Hallig.  

Alexandra Machnis

Umweltpraktikantin 2019

Ort

Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer