Frau im Kahn auf Fluss

Als ich heute Morgen aufgewacht bin ging mein allererster Blick aus dem Fenster – Jackpot! Die Sonne stand schon über den Dächern der Altstadt von Lübbenau und es versprach ein wunderbarer Tag zu werden. Also schnappte ich mir meinen Rucksack, schwang mich aufs Fahrrad und radelte den kurzen Weg zu meiner Arbeitsstelle im „Haus für Mensch und Natur“.

Im Büro angekommen zieht es mich erstmal an meinen Schreibtisch. Aktuell recherchiere ich das Laichverhalten der Fischarten des Spreewaldes. Am Ende meiner Arbeit wird daraus ein Kalender in dem nachschlagbar ist, zu welcher Zeit und an welchen Orten die Fischarten laichen. Vielleicht kann er helfen Angler, Fischer und Touristen zu einem rücksichtsvollen Verhalten mit diesen Flächen zu motivieren.
Als ich noch ganz vertieft in meine Fisch-Lexika und Excel-Tabellen bin steht auf einmal der Ranger Alexander Hoschke vor mir um mich abzuholen. Gemeinsam mit drei weiteren Kollegen besteigen wir den Kahn der Naturwacht welcher gleich hinter dem Haus an der Anlegestelle liegt. Ranger Alexander, Sachbearbeiterin Charlotte, Commerzbank Umweltpraktikantin Sophia, Bundes Freiwilliger Elias und ich machen heute eine Vegetationskartierung auf der „Wasserschlagwiese“ am Zeitz Fließ.
Dabei handelt es sich um eine Feuchtwiese die auf eine besondere spreewaldtypische Weise bewirtschaftet wird. Während der höheren Wasserstände in den Wintermonaten gelangt Wasser durch ein eigens dafür angelegtes System aus kleinen Gräben, den sogenannten Zirren, auf die Fläche. Es strömt flächig, mit dem hydraulischen Gefälle, von einem Ende der Wiese zum anderen, wo es erneut von Zirren gebündelt und in ein angrenzendes Fließ geleitet wird. Durch das strömende nährstoffreiche Wasser wird das Gelände gedüngt und das ganz ohne den Einsatz von mineralischen Düngemitteln. Die besonderen Bedingungen die dadurch vom Menschen auf der Feuchtwiese geschaffen werden bringen ein seltenes Artenspektrum zum Vorschein.
Und genau das wollen wir heute dokumentieren. Bewaffnet mit Bestimmungsliteratur für die heimische Flora begehen wir die Fläche. Immer wieder bleiben wir stehen, besehen uns Pflanzen genauer, diskutieren über Blatt- und Wuchsformen, Blütenfarben und Gerüche und notieren die Namen und Deckungsgrade von Pflanzenarten. Ich bin total beeindruckt wie viele verschiedene Arten Charlotte und Alex kennen. Hoffentlich kann ich mir zumindest einige der heute gelernten Arten merken.
Die ganze Wiese abzuschreiten dauert mehrere Stunden und so ist es bereits 15 Uhr als wir uns auf den Rückweg machen. Mit dem Kahn fahren wir zurück Richtung Lübbenau. Die Sonne scheint immer noch kräftig, wärmt unsere Gesichter und wirft die Schatten der Bäume am Ufer über die Kanäle. Unter Alexanders Anleitung dürfen Sophia, Elias und ich uns auch im Staken des Kahns ausprobieren. Die Kahnfährleute sehen dabei immer unheimlich ruhig aus, aber ich muss feststellen, dass eine Menge Fingerspitzengefühl dazu gehört.
Zurück im Büro bleibt gerade noch genug Zeit um mir zwei Pflanzen, die ich von der Wiese mitgebracht habe, nochmal genauer anzusehen, zu bestimmen und unserer Artenliste hinzuzufügen. Auch mit diesen Daten werde ich in den nächsten Wochen noch arbeiten dürfen. Jetzt ist aber erstmal Schluss für heute – Morgen ist ja auch noch ein Tag und der wird bestimmt nicht weniger spannend.

 

Nanna Bier

Umweltpraktikantin 2019

Ort

Biosphärenreservat Spreewald