Wiese ist nicht gleich Wiese
Friedlich liegt die Wiese von Morgentau glitzernd vor uns, als Rangerin Lea Stier und ich das Material für den heutigen Projekttag „Wiese“ abstellen. Nach einem kurzen, freundlichen Gespräch mit der Besitzerin geht es nun zur Grundschule Lalling, um die 1. Klasse abzuholen – eine von sechs Schulen, die der Naturpark Bayrischer Wald betreut.
Bei den Naturpark-Schulen geht es um die Themen Nachhaltigkeit und Artenvielfalt. Dabei knüpfen die Naturpark-Ranger:innen an den bestehenden Lehrplan an und ergänzen den Unterricht mit verschiedenen Projekttagen.
Ich durfte Lea Stier bereits am Vortag begleiten und mir den Ablauf des Projekttages mit der Parallelklasse ansehen. Heute bin ich an der Reihe ihn zu halten. Im Klassenzimmer angekommen werden wir von aufgeregten Kinderaugen empfangen, welche beim Anblick der Kuscheltiere Susi Schmetterling und Anton Auerhahn noch größer werden. Der jeweilige Projekttag wird immer von einem Bewohner des Lebensraumes begleitet und vorgestellt. Nach einem kurzen Fußweg stehen wir vor der Wiese und ich erkläre den Kindern die heutigen „Spielregeln“ zum richtigen Verhalten und Umgang mit der Wiese und ihren Bewohnern.
Nachdem wir unseren Lagerplatz unter einem alten Apfelbaum gefunden haben, beginnt auch schon das erste Spiel. Jedes Kind bekommt von mir entweder eine Wurzel, einen Stängel, ein Blatt oder eine Blüte in die hinter dem Rücken gehaltenen Hände gelegt und soll dann durch Ertasten und den Austausch mit seinen Klassenkameraden seine Gruppe finden. Nachdem sich alle Gruppen gefunden haben, besprechen wir die Aufgabe der einzelnen Bestandteile und setzen somit die Pflanze zusammen.
Beim nächsten Spiel geht es um die Vielfalt der Wiesenpflanzen. Jedes Kind darf sich eine blühende Pflanze seiner Wahl pflücken und diese dann auf das passende Farbfeld einer Regenbogenfahne legen. Hierbei sollen die Kinder einen Blick für die Vielfalt der Pflanzen bekommen und den Unterschied zum heimischen Rasen erkennen, der deutlich weniger Arten enthält. Im Anschluss darf jedes Kind seiner Pflanze einen Phantasienamen geben und zusammen wird der richtige Name gesucht.
Nach einer Frühstückspause bekommen die Schüler Becherlupen und Kescher und dürfen die tierischen Bewohner der Wiese genauer betrachten. Um die Insekten zu schonen, wird zuvor gezeigt wie man die Tiere vorsichtig einfängt und besonders empfindliche Arten wie bspw. der Schmetterling sind von dieser Aktion ausgenommen. Jedes Kind darf dann in der Gruppe seinen „Fang“ zeigen und sein Tier beschreiben, bevor es vorsichtig wieder ausgesetzt wird.
Mit dem letzten Spiel soll die Nahrungsbeziehung und die Abhängigkeit der einzelnen Tiere voneinander verdeutlicht werden. Beim „Nahrungsnetz“ bekommen die Schüler Tierkarten und es wird das Ratespiel „Wer frisst wen?“ vorgelesen. Wenn das gesuchte Tier erraten wird, bekommt das Kind das Wollknäul, welches sich somit immer weiter abwickelt und es zu einem Netz aufgespannt wird.
Im Anschluss geht es zurück zur Schule, wo wir müde, aber glückliche und zufriedene Erstklässler verlassen.
Philipp Gau
Umweltpraktikant 2022
Ort
Naturpark Bayerischer Wald