Wasser- und Watvögel-Zählung

Blick auf Säbelschnäbler mit Küken.

Im Hamburgischen Wattenmeer, etwa 10 km vor der niedersächsischen Stadt Cuxhaven, befindet sich die gerade mal 3 km² große Insel Neuwerk. Hierher bin ich Anfang April mit dem Wattwagen angereist. Richtig gehört, man kann die Insel bei Ebbe übers Watt zu Fuß, mit der Pferdekutsche oder dem Trecker erreichen.

Trotz der noch sehr winterlichen Temperaturen habe ich gleich am ersten Tag die Insel erkundet, indem ich eine Runde über den Deich gedreht habe. Die beiden Bundesfreiwilligendienst-Leistenden, mit denen ich die „JordSandregenpfeifer-WG“ bewohne, haben mich dann im Haus rumgeführt, wo ich mich auch schnell eingelebt habe.

Wenige Tage nach meiner Anreise stand direkt die erste Wasser- und Watvögel-Zählung (kurz WWZ), auf dem Plan. Also schnappte sich jeder, das heißt Carolin, die Leiterin des Nationalpark-Hauses hier auf Neuwerk, die beiden Bundesfreiwilligendienst-Leistenden und ich, ein Fernglas, ein Spektiv, Zähluhren sowie Zettel und Stift, und los gings! Einmal alle Vögel zählen und notieren, die sich hier auf der Insel aufhalten. Klingt erstmal unmöglich, ist aber tatsächlich machbar, wenn man die richtige Einstellung mitbringt und gut zusammenarbeitet. Da ich mich schon vorher sehr für das Wattenmeer und seine Avifauna interessiert habe, stellte mich das Erkennen der verschiedenen Arten glücklicherweise vor keine große Aufgabe.

Gezählt wird ab ungefähr 2 Stunden vor Hochwasser und etwa drei Stunden werden benötigt. Die meisten Individuen einer Art konnten im April mit großem Abstand bei den Weißwangengänsen gezählt werden. Ungefähr 8000 dieser Wintergäste wurden von uns erfasst. Auch sehr spannend waren die sehr seltenen Arten, etwa die sechs Rothalsgänse, welche sich in diesem Jahr nach Neuwerk verirrt hatten, deren Überwinterungsgebiet eigentlich aber in Zentralasien liegt.

Da wir vormittags gezählt haben, blieb nachmittags nach einer kurzen Mittagspause noch genügend Zeit, um beim Hausdienst im Nationalpark-Haus Fragen der Besuchenden zu beantworten und die Ergebnisse der WWZ in diverse Tabellen einzutragen.

Danach ging es dann noch einmal raus ins Ostvorland, welches, da es zur Nationalpark Zone 1 gehört, nur auf den zugelassenen Wegen betreten werden darf, damit sich die Flora und Fauna hier ungestört entfalten kann. Carolin führte mich und einige Besuchende durch die Salzwiesen, die gerade noch sehr karg aussahen, aber bald schon mit verschiedensten spezialisierten Pflanzen wie dem „Queller“ und dem „Strand-Flieder“ bewachsen sein würden und dann auch als Brutplätze für die unterschiedlichsten Bodenbrüter sowie Möwen und Seeschwalben dienen werden. Dies ist nur eine von vielen verschiedenen Führungen, die wir hier auf Neuwerk anbieten und die ich hoffentlich schon bald selbst leiten werde.

Ihr seht, auch wenn die kleine Insel im Hamburgischen Wattenmeer dauerhaft nur von etwa 20 Menschen bewohnt wird, ist hier immer was los (zumindest im Sommer) und ein Besuch lohnt sich definitiv!

Nathalie Reinsbach

Umweltpraktikantin 2022

Ort

Nationalpark Hamburgisches Wattenmeer