Lust auf Moor 

Isabelle auf einem hölzernen Wanderweg in der Moorlandschaft.

An einem schönen, sonnigen Samstagmorgen habe ich mich von Göttingen auf den Weg nach Torfhaus gemacht, meiner Einsatzstelle im Nationalpark Harz. Dort angekommen begrüßte mich die Studenten-Gruppe von der Uni Münster, die gerne mit mir das große Torfhausmoor und das Lerchenfeldmoor erkunden wollte. Tatsächlich sollte dies eine meiner ersten von vielen weiteren Moorexkursionen sein.

Besonders in diesem Jahr hatten wir im Besucherzentrum Torfhaus viele Anfragen zu den Themen Moor und Wald, da diese nächstes Jahr für alle Bio-Leistungskurse prüfungsrelevant im Abitur sein werden. Das trifft sich besonders gut hier im Harz, denn die häufigsten Lebensräume sind der Fichtenwald und das Hochmoor. 

Aber an diesem Tag hatte ich eine studentische Gruppe, die äußerst interessiert war. Es hat viel Spaß gemacht mit ihnen die Flora des Hochmoors zu erforschen und die unterschiedlichen Überlebensstrategien der Pflanzen zu verstehen. Denn das Hochmoor ist nur von Regenwasser gespeist und daher ziemlich nährstoffarm.

Dafür teilte ich den Student:innen Karten mit den spezifischen Moorpflanzen aus und schickte sie auf eine Suchreise nach ihrer jeweiligen „Hungerkünstlerin“, wie meine Kollegen die typische Moorflora bezeichnen. Denn das Moor ist sehr sauer durch die Abgabe von H+ Ionen der sogenannten Torfmoose. Sie bilden gewissermaßen das Moor und machen das Leben für die anderen Pflanzen ganz schön schwer. Doch gleichzeitig sind sie verantwortlich für diesen tollen Lebensraum mit einzigartigen Pflanzen wie der Moosbeere, dem Wollgras, der Rosmarinheide und meinem persönlichen Favoriten: dem Sonnentau.

Nachdem die StudentInnen ihre Pflanzen gefunden hatten, stellten sie sich die Arten gegenseitig vor. Dabei kam heraus, wie unterschiedlich sich diese Spezies an den sauren und nährstoffarmen Lebensraum angepasst haben: Ob nun durch „schmarotzen“ an den Wurzeln von benachbarten Pflanzen, die Symbiose mit einem Mykorrhiza-Pilz oder dem Umstieg auf eine karnivore Ernährung. Der Sonnentau ist nämlich eine sogenannte fleischfressende Pflanze, da er sich von kleinen Insekten ernährt, welche sich in seinen mit Flüssigkeit benetzten Tentakeln verfangen.

Anschließend haben wir noch die Wichtigkeit der Moore besonders für unsere heutige Zeit besprochen. Zu Zeiten des Torfabbaus (daher auch der Name Torfhaus) wurde der Torf benutzt, um sich ein gemütliches Feuer zuhause zu machen. Heute werden Moore abgebaut, um Blumenerde mit Torf herzustellen. Jedoch verwandelt sich dann dieser sonst so tolle Kohlenstoffspeicher in einen Antreiber des Klimawandels, da CO2 und Methan freigesetzt werden. Die Student:innen brainstormten letztendlich, wie man diesen Abbau verhindern kann, indem man bspw. auf torffreie Blumenerde umsteigt oder Moorpate wird, also für die Renaturierung von Moorflächen gezielt spendet.

Zum Abschluss durften wir noch eine Exkursion durch das Lerchenfeldmoor machen, welches für andere Besucher:innen nicht zugänglich ist. Es ist das Moor, das am meisten durch menschliche Einflüsse zerstört wurde. Die B4 hat genau die Moorfläche zerschnitten und große Teile wurden durch die Jugendherberge und die Siedlung Torfhaus trockengelegt. Es war so schön, diesen verwunschenen Weg durch das Moor zu laufen, auf den von Torfmoos überwucherten Bohlenstegen und zwischen den Moorbirken. Den Student:innen hat besonders der Unterschied zwischen dem noch intakten Hochmoor und dem stark beeinflussten Moor gefallen und das hat weitere Diskussionen über den Wert der Natur für uns Menschen angeregt.

Isabelle Rau

Umweltpraktikantin 2022

Ort

Nationalpark Harz