Klappe die Erste! – Film ab im Land der offenen Fernen

Clemens mit einem Kameramann während des Interviews.

Während nebenan der Hahn kräht, und die ersten Traktoren ihre Motoren rumpelnd starten, um die Hänge des Ulstertales zu bezwingen und die magere zweite Mahd in diesem trockenen Jahr versuchen einzuholen, stehe ich ein wenig nervös im Badezimmer. Ein Filmteam des Hessischen Rundfunks hat sich angemeldet und will die Möglichkeiten für Praktikant:innen im Biosphärenreservat Rhön näher beleuchten.

Arni, einer der Ranger hier, holt mich im beschaulichen Hilders ab. Wir fahren gemeinsam über die im sanften Morgenlicht erwachende Hohe Rhön, vorbei an riesigen Huteflächen und basaltgesäumten Heckenlandschaften nach Gersfeld in den Wildpark. Dieser feiert heute seinen 50. Jahrestag als großes Jubiläum.

Nach der kurzen Einweisung zum Füttern der Raubtiere bauen wir den Info-Stand direkt neben dem Wildkatzen Gehege auf. Die Tiere sind hungrig und schleichen sich auf leisen Pfoten fast unbemerkt Richtung Futterquelle. Noch bevor die ersten Besucher:innen das Wildparkgelände betreten, kommt der Reporter des Hessischen Rundfunk vorbei und bereitet das Interview vor. Wir kommen schnell ins Gespräch und beginnen auch gleich mit der Aufnahme, während ich nebenbei die Wildkatzen mit Futter beglücke. „Und Action!“. Zu Beginn ist die Frontalaufnahme mit der Kamera aber dann doch schon etwas gewöhnungsbedürftig. Nach einer kurzen Eingewöhnungszeit sprechen wir über die Chance, ein Praktikum in einem Großschutzgebiet wie der Rhön zu absolvieren, den persönlichen Bezug zur Natur und über das eigene Projekt, was in der Rhön jede/r Praktikant:in anfertigt.

In meinem Fall wird es um die Errichtung von Trekking Camps gehen. Dies sind alternative Übernachtungsmöglichkeiten für Wandernde, die mehrere Tage am HOCHRHÖNER, einen Premiumwanderweg in der Rhön, unterwegs sind. Es soll weniger ein zusätzliches touristisches Angebot darstellen, sondern vielmehr illegales Wildcampen kanalisieren, was insbesondere seit der Corona Pandemie auch in anderen deutschen Großschutzgebieten stark zugenommen hat. Hochsensible Bereiche, wie die Lange Rhön an der Grenze zu Bayern und Thüringen, mit ihren faunistischen Reliktarten auf den Offenlandflächen, sollten dementsprechend wenig Störung erfahren. Eine Reaktivierung alter, naturnaher Zeltplätze, sowie die Nutzung ohnehin schon frequentierter Bereiche soll sowohl konzeptionell begleitet als auch praktisch umgesetzt werden.

Alles wird schon beim ersten Mal abgenommen. „Bloß kein zweites Mal aufnehmen, da macht der Kopf meistens nicht mit“ meint der Reporter. Dann ist es eben ein authentisches Interview, ebenso wie mir der Kragen wächst. Am Ende ist der Fernseh-Auftritt doch deutlich entspannter als anfänglich erwartet!

Nach dem Interview erfolgt die eigentliche Standbetreuung. Zahlreiche Gäste und Familien mit Kindern kann ich nun über die Unterschiede zwischen Haus- und Wildkatze und dem rhönweiten Monitoring aufklären. Viele Interessante Gespräche kommen dabei zu Stande, und die Zeit vergeht wie im Flug.

Den erlebnisreichen Tag lasse ich mit einer befreundeten Umweltpraktikantin auf dem Aussichtsberg des Buchschirms zum Sonnenuntergang genüsslich ausklingen.

Clemens Pleissner

Umweltpraktikant 2022

Ort

Biosphärenreservat Rhön