Ein Tag im Praktikum
Ich bin gerade mal in der ersten Woche meines Praktikums und trotzdem habe ich schon so viele verschiedene Einblicke in das Biosphärengebiets (BSG) erhalten. Zum Glück ist auch Kopieren und Kaffeekochen Fehlanzeige - wobei zugegeben: die gemeinsamen Vesperpausen des Teams sind immer sehr witzig und gesellig.
Stattdessen darf ich im Arbeitsalltag mitanpacken – vom Pressemeldungen verfassen, über Trockenmauern kartieren, Entdeckerhefte für Kinder mitgestalten, bis hin zu Insektenfallen leeren, ist alles dabei. Was wird der Tag heute wohl spannendes bringen?
Zusammen mit dem Ranger Florian und den beiden FÖJlern Anna und Florian geht es auf Gebietskontrolle hoch zum Belchen, wobei wir das Gelände und seltene Pflanzenarten nebenher erklärt bekommen. Unterwegs treffen wir auf ein Ehepaar mit nicht angeleintem Hund, das zum Glück aber einsichtig ist. Schließlich möchte der Wiesenpieper ebenso wenig wie wir, dass jemand durch sein Wohnzimmer und vor allem seine Kinderstube latscht. Außerdem berichten sie uns, dass sie weiter oben an der alten Straße eine tote Gams entdeckt haben. Sofort sind unsere Ohren gespitzt und auf geht es dort hin.
Tatsächlich, da liegt sie direkt am Straßenrand. Der Bauch ist offen, aber die Kehle und Hinterläufe weisen nicht die typischen Bissspuren eines Wolfes auf, wie Ranger Florian erklärt. Auch ein Kugeleinschlag ist nicht erkennbar. Gegen einen Verkehrsunfall spricht, dass die Straße schon länger geschlossen ist. Aber was war nun die Ursache? Eigentlich sieht die Gämse doch recht vital aus und der Todeszeitpunkt scheint noch nicht lange her zu sein, so klar wie die Augen sind. Einiger Zersetzter sind bereits eingetroffen und auch zwei Rotmilane ziehen über uns ihre Kreise. Erst einmal wird die FVA und der zuständige Jagdpächter informiert. Die FVA wird den Kadaver weiter auf Wolfsspuren untersuchen. Zudem schicken wir etwas Haare ein, die wir wenige Meter weiter gefunden haben, wobei die auch von einer hochgetriebenen Schafsherde stammen könnten.
Nachdem die wichtigsten Anrufe getätigt sind, geht es doch noch weiter zum Gipfel. Dort bessern wir einen Zaun aus, der leider kaputtgemacht wurde und tauschen die alten Infoschilder für die Bodenbrüter aus. Zum Schluss wird gleich noch ein Foto von uns geschossen und wir dürfen kurz die Aussicht genießen. Die Alpen haben sich zwar hinter ein paar Schleierwolken versteckt, trotzdem ist die Aussicht über unseren Arbeitsort wunderschön.
Eigentlich war der Vormittag schon spannend genug, doch nach dem Vesper geht es gleich mit Christoph aus dem Naturschutz weiter zur Uni Basel, wo er auf einer Tagung von mehreren Organisationen zum Quellschutz eine Präsentation über das Quellschutzprojekt des BSG halten wird. Praktisch, so lerne ich das Projekt auch noch kennen. Zudem gibt es weitere Fachbeiträge aus anderen Großschutzgebieten. Da bin ich mal gespannt. Der erste startet direkt auf Französisch. Auf der einen Seite freue ich mich, dass ich endlich mal wieder eine Fremdsprache aus der Schulzeit anwenden kann. Auf der anderen Seite ist der Hörsaal sehr warm und die meisten Fachwörter muss ich mir meistens trotzdem aus dem Kontext erschließen, sodass mein Kopf auf Hochtouren läuft. Zum Glück ist der Rest dann doch wieder auf Deutsch. Am besten finde ich die Vorträge über aktive Maßnahmen zur Quellrenaturierung, da man hier etwas für die praktische Umsetzung lernt.
Anschließend gibt es noch ein kurzes Gespräch mit einer Studentin und ihrer Dozentin über ein mögliches gemeinsames Projekt im BSG, bevor mein heute etwas längerer, aber ziemlich abwechslungsreicher Arbeitstag endet.
Kirsi Schweiger
Umweltpraktikantin 2022
Ort
Biosphärengebiet Schwarzwald