Abenteuer Moor-Messung

Blick auf einen Bachlauf im Moor

Zweiwöchentlich werden im Rostmoor, in der Nähe von Carlsfeld, Wasserproben genommen. Das Naturschutzgebiet "Großer Kranichsee" umfasst nicht nur das gleichnamige, hauptsächlich auf tschechischer Seite liegende Hochmoor, sondern auch dieses kleinere, nördlich gelegene Teilmoor.

Zusammen mit zwei Mitarbeitern des Naturparks Erzgebirge/Vogtland wollen wir insgesamt elf Pegel abgehen und Wasserproben nehmen. Zwar regnet es seit der vergangenen Nacht ununterbrochen, aber wir sind vorbereitet. Ausgerüstet mit Regenjacke, Gummistiefeln und all unseren Messutensilien ziehen wir los.

Obwohl ich schon einmal hier war, würde ich den Weg ohne Phillip, der diese Runde vermutlich schon 100 Mal gegangen ist, nur schwerlich finden. Ringsum sieht es für mich erst einmal gleich aus: eine idyllische, moosige Landschaft mit Gräsern, Beerensträuchern und Jungfichten. Und überall dazwischen gibt es tiefe Gräben und Torflöcher, in die man besser nicht treten sollte. Wo keine Sträucher oder Gräser im Moor wachsen, gibt es auch keine Wurzeln, die auf dem feuchten Torf eine begehbare Oberfläche bilden.

Wir folgen einem schmalen Pfad durch kniehohe Heidelbeersträucher voller Beeren und über zahlreiche Gräben hinweg. Die ehemaligen Entwässerungsgräben wurden im Zuge der Moorrenaturierung angestaut und darin steht das Wasser heute besonders hoch. An den Pegeln ist der Ablauf immer gleich: Das trübe Moorwasser aus dem Pegelrohr pumpen, in Flaschen abfüllen, Feldmessung durchführen. Ich notiere Leitfähigkeit, Sauerstoffsättigung, Temperatur und pH-Wert, auch wenn mir das Schreiben durch den anhaltenden Regen durchaus erschwert wird. Alles ist nass.

Am Vortag haben wir bei strahlendem Sonnenschein die Vormessung durchgeführt. Anhand der Pegelstände können wir vergleichen, wie viel Wasser seitdem dazu gekommen ist. Der Referenzpegel an der Wilzsch, die durchs Moor verläuft, steht heute etwa 40cm höher als gestern. Wir staunen, wie groß doch der Unterschied ist. Gestern konnten wir noch gemütlich durch den knöcheltiefen Bach laufen, heute würden wir bis zum Knie im Wasser stehen. Aber glücklicherweise gibt es eine Engstelle, wo wir den Bach gut überqueren können um einen Pegel auf der anderen Seite zu erreichen.

Für das Moor sind die vergangenen niederschlagsreichen Wochen sehr gut. Da keine Verbindung zum Grundwasser besteht, werden Moore nur durch Niederschlag gespeist. Trocknen sie aus, wird das im Torf gespeicherte CO2 freigesetzt. Für den Klimaschutz ist eine gute Moorgesundheit daher von hoher Bedeutung.

Für uns hingegen ist das Wetter nicht sonderlich angenehm. Der Dauerregen dringt langsam durch die Regenjacke, die Hände bekommt man gar nicht mehr trocken, Kugelschreiber und Folienstift haben schon vor langer Zeit aufgegeben und auch meine gute Outdoorhose kann die Wassertropfen von den Heidelbeersträuchern nicht gänzlich abhalten. Dennoch kann ich nicht leugnen, dass die neblige Atmosphäre heute dem Moor ein beinah mystisches Flair verleiht.

Zwei Pegel befinden sich mitten in einer nassen Mooslandschaft ohne bodensichernde Sträucher, hier liegen schmale Holzbretter verborgen im braunen Moorschlamm. An diesen Stellen muss man vertrauen, dass man beim nächsten Schritt das Brett trifft und nicht aus Versehen ein paar Zentimeter daneben tritt. Aber auch den letzten Pegel erreichen wir, ohne dass jemand von uns im Moor versinkt.

Zuletzt füllen wir die Wasserproben der elf Stellen fürs Labor um, nehmen Trübung und Geruch auf und kontrollieren noch einmal alle heute gemessenen Werte. Geschafft, nun erstmal etwas Essen, die durchgeweichten Klamotten gegen etwas Trockenes tauschen und ab nach Hause. Nach diesem nassen Tag kommt mir der morgige Arbeitstag im trockenen Büro gerade recht. Bis dann in zwei Wochen, wenn die nächste Messung ansteht – bei hoffentlich besserem Wetter.

 

Lydia Horn

Umweltpraktikantin 2021

Ort

Naturpark Erzgebirge-Vogtland