„Das Reh ist nicht die Frau vom Hirsch“

Eine Gruppe auf Tierspurensuche im Wald

Es ist soweit: Die selbst konzipierte Führung durch den Nationalpark wird in die Tat umgesetzt. Heute wird sich zeigen, ob die ausgedachten Mitmachaktionen bei den Besucher:innen des Nationalparks ankommen, ob ihnen die Erklärungen genügen und ob ich ihnen eine nachhaltige, informative und spannende Erlebniswanderung bieten kann.

Am Morgen vor der Führung werden noch die letzten Vorbereitungen getroffen. Und dann geht es mit dem Rad ab zum Startpunkt der Führung: „Das Reh ist nicht die Frau vom Hirsch“. Erstmal werden die Leute begrüßt und auch Lilli und Ole von der Umweltbildung, welche mich heute noch begleiten, stellen sich vor. Nach einer kurzen Einführung zum Nationalpark und einer kurzen Hörübung mache ich auf verschiedene Verbiss- und Fegespuren an mehreren Bäumen aufmerksam. Nachdem die Besucher:innen erfahren haben, dass die Farbe des Geweihs davon beeinflusst wird, an welchem Baum das Geweih verfegt wurde, überlegt eine der Teilnehmerinnen, nächstes Mal auch das Geld für den Friseur zu sparen und mal Naturprodukte zu testen.

Daraufhin folgt meine eigene Lieblingsstation und die Besucher:innen dürfen selbst der Nase nachgehen und sollen dabei die Wildschwein-Fährte erschnuppern. Sobald die Teilnehmenden den Maggi-Geruch in der Nase haben, fühlt sich der oder die eine oder andere an die heimische Küche erinnert.

Beim nächsten Stopp werden verschiedene Fußspuren gezeigt. Bei denen, die bisher noch dachten, dass Reh und Hirsch eine Art sein können, dämmert es so langsam, als sie die Größenunterschiede der Trittsiegel sehen. Außerdem wird der Übeltäter für all die Verwirrung ausfindig gemacht: Das unschuldig anmutende „Rehkitz“ Bambi. Seit das Hirschkalb im Film leider falsch als Rehkitz übersetzt wurde, herrscht in vielerlei deutschen Köpfen Verwunderung über Hirsch und Reh.

Kurz zücken alle Besucher:innen die Ferngläser und schauen den Wasservögeln zu, bis sich der Hasenklee in den Weg stellt - die Steilvorlage um Unterschiede zwischen Hase und Kaninchen aufzugreifen.

Im darauffolgenden botanischen Teil der Führung bekommen die Interessierten vor allem verschiedene Dünenpflanzen zu sehen. Aber auch die Teilnehmer:innen selbst sollen mit offenen Augen die Vielseitigkeit der Flora mit Hilfe eines Bingo-Zettels wahrnehmen. Nach kleineren Zwischenstopps etwa bei den Wasserfröschen erfahren die Teilnehmenden, wie der Platzhirsch mächtig Eindruck erwecken kann, aber auch wie kräftezerrend die Brunft für ihn ist. Dann ist das Ziel der Tour erreicht: Die Hirschplattform. Sehen die Besucher:innen nun den „König des Waldes“ in natura?

Zum Abschluss gehe ich noch auf die Jägersprache ein: Z.B. verstehen Jäger unter einem „Spießer“ nicht den Nachbarn in perfekt gestriegeltem Hemd und englischem Rasen, sondern vielmehr einen Hirsch im zweiten Lebensjahr.

„Es hat Spaß gemacht“, lautet das Fazit einer Besucherin. Dem ist nichts hinzuzufügen. Es hat sich gelohnt.

Stefan Sommer

Umweltpraktikant 2021

Ort

Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft