Forschung mit vollem Körpereinsatz

Forschung zur Vegetationsstrukturen in einer Salzwiese

Wo sitzen die Brutvögel in der Salzwiese? In welchem Ausmaß haben die Strukturen - also Priele, Blänken, Vegetationshöhe und -dichte - einen Einfluss auf die Brutplatzwahl der Vögel? Aus der Salzwiesenforschung kommend, waren diese Fragen natürlich ein gefundenes Fressen für mich. Und die Kolleg:innen aus dem Dezernat Naturschutz der Niedersächsischen Nationalparkverwaltung sind froh, dass ich es wage, mich dieser grundlegenden Frage anzunehmen.

Neben der Nationalparkverwaltung interessieren sich auch Naturverbände, Anwohner und Landwirte für die Antwort. Natürlich gibt es schon viele Erkenntnisse aus Beobachtungen, um jedoch zuverlässige Aussagen an die Öffentlichkeit heranzutragen, habe ich existierende Daten über Brutvögel und Nutzung ausgewertet.

Zum Erfassen von Vegetationsstrukturen gibt es eine gängige Fotomethode, indem die Vegetation vor einem einfarbigen Hintergrund standardisiert fotografiert wird. Da eine professionelle Konstruktion auf die Schnelle nicht aufzufinden war, hatte ich das Vergnügen, eine selbst zu bauen. Beim Erstellen dieser Konstruktion konnte ich mein handwerkliches Geschick auspacken und aus Opas alten Pferdestall das Holz verwerten. Omas alte Bettlaken kamen als Leinwand zum Einsatz. Ob es sich dabei um eine valide anwendbare Forschungsmethode handelt, wage ich infrage zu stellen, aber Spaß gemacht hat es allemal. Dieses Stück Familiengeschichte durfte ich an einem überwiegend freundlichen Tag mit in die Salzwiesen nehmen.

Mit tatkräftiger Unterstützung von zwei Ranger:innen und zwei Kolleg:innen aus der Verwaltung konnten wir stichprobenartig unterschiedliche Strukturen der Vegetation erfassen. Mithilfe einer Plane konnten wir sicherstellen, dass der Schattenwurf der Pflanzen auf der Leinwand verschwindet. Alle Beteiligten waren also im körperlichen Einsatz. Ob streckende Halteübung um Schatten zu werfen, Liegestütz, um das Foto zu knipsen oder das fleißige Mitdenken, damit alle Fotos ihre Zuordnung haben. Danke dafür an das Team!

So klapperten wir Stück für Stück den Jadebusen ab und verbrachten den vollen Arbeitstag im Freien. Nach mehreren Tausend Schritten in den unbequemen (trocken geblieben) Gummistiefeln beschloss ich meine weißen Freizeitschuhe anzuziehen. Und ja klar, nach dem letzten Foto trete ich in einen versteckten Graben. Aber wenn man Schlick so sehr liebt wie ich, dann findet man die neue Färbung recht modisch.

Ella Logemann

Umweltpraktikantin 2021

Ort

Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer