Über Fritzi, große Burgen und einsame Federn

Eine überschwemmte Wiese

Der Fischotter, der Biber und der Kranich sind allesamt besondere Arten, die im UNESCO-Biosphärenreservat Schaalsee angesiedelt sind, und allen drei bin ich an diesem Tag auf unterschiedlichste Weisen begegnet.

Am Morgen habe ich eine Rangerin des Biosphärenreservats bei einem Besuch in der Vorschulgruppe einer Kita in Zarrentin am Schaalsee begleitet. Für die Kinder war es ein besonderer Tag, da sie heute offiziell zu Hammerbach-Paten wurden. In einem Sitzkreis wurden die Kinder von der Handpuppe "Fritzi Fischotter" begrüßt - Ab heute werden die frischgebackenen Hammerbachpaten über ein Jahr monatlich von der Rangerin besucht und erkunden gemeinsam mit „Fritzi Fischotter“ die Natur rund um den Lebensraum des Fischotters. Ein echtes Fischotterpräparat und ein kleiner Einführungsfilm stellten den Kindern an ihrem ersten Tag den Fischotter und seine Lebensweise vor. Den Vormittag haben wir im Freien und mit Bewegungsspielen, natürlich alle an den Fischotter angepasst, ausklingen lassen.

Am Nachmittag ging es dann wieder ins Freie: Die Rangerin ist mit mir zur Boize gefahren, einem Fluss, der durch eine große Biberburg stark angestaut worden ist. Da das Land drumherum von Landwirten gepachtet wird, sollte durch Maßnahmen verhindert werden, dass die Fläche geflutet und unbrauchbar gemacht wird. Ich habe zuvor noch nie eine so große Biberburg gesehen. Es ist erstaunlich, wie die Tiere trotz anhaltender Strömung einen Damm aus Holz, Pflanzen und Erde bauen und erhalten können. Bei dieser Biberburg wurde schon die oberste Schicht abgetragen und ein Bibertäuscher, ein Rohr für den Wasserabfluss, eingebaut, um den Wasserspiegel wieder zu senken. Nun bleibt abzuwarten, ob der Biber den alten Damm wieder ausbaut oder einen neuen Damm baut, der den Fluss wieder stärker anstaut. Entlang des Flusses haben wir weitere Spuren des Bibers entdeckt: angenagte Bäume am Flussufer und kleine Pfade, die in den Fluss hineinführen und Biberrutschen genannt werden.

Am Rand eines Maisfeldes erzählte mir die Rangerin, dass sich nicht nur der Biber hier gern sein Futter holt, sondern auch die Kraniche. Etwas weiter entfernt konnten wir sogleich eine Kranichgruppe auf einem Feld beobachten. Die Kraniche haben sich im Biosphärenreservat Schaalsee gut ansiedeln können, was nur durch die Zusammenarbeit mit den Landwirten der Region möglich war. Vielleicht findet sich in Zukunft auch ein Kompromiss beim Wasserstand der Boize, der sowohl den Lebensraumansprüchen des Bibers genügt als auch die Pächter in der Landnutzung nicht sonderlich einschränkt. Als wir uns den Kranichen auf unserem Streifzug weiter näherten, flogen sie in einer großen Gruppe und laut rufend davon. Eine einsame Feder blieb auf dem Feld zurück, die ich als Andenken an den ereignis- und lehrreichen Tag mitnehmen konnte.

Sandra Willert

Umweltpraktikantin 2021

Ort

Biosphärenreservat Schaalsee