Blühmischung für die Schwäbische Alb

Blühende Wiese (Foto Katharina Veltman)

Im Biosphärengebiet Schwäbische Alb sollen Gäste wie Einwohner:innen durch einen nachhaltigen Tourismus, eine Stärkung von Landwirtschaft und Produktverarbeitung und einer Sensibilisierung für Umweltthemen in die Entwicklung des Gebietes einbezogen werden. Dafür gibt es zahlreiche Projekte, Veranstaltungen, Förderungen und Öffentlichkeitsarbeit.

 

In meinem Praktikum beschäftige ich mich mit der Regionalentwicklung – der Vereinbarkeit von Landwirtschaft, Tourismus, Naturschutz und Politik. In einem Projekt werden Samentütchen verteilt und regionale, angepasste Blühmischungen für den Gebrauch im Siedlungsbereich beworben. Heute war ich mit einem Kollegen auf unserer Blühfläche, auf der zwei der Mischungen exemplarisch ausgesät wurden. Ein kleiner Spaziergang, ein Abschalten und Frischeluftschnappen im Büroalltag. Eine halbe Stunde, in der ich viel gelernt habe.

Die Blühmischung „Blumenwiese Schwäbische Alb“ wird gratis an Besucher:innen des Biosphärenzentrums und bei Veranstaltungen verteilt. Eine gute Möglichkeit, die Artenvielfalt in den Städten zu erhöhen und das Thema Artensterben anschaulich zu machen. Nicht immer nur Gänseblümchen (so schön sie auch sind) oder gar kahl gemähte Rasenflächen am Straßenrand, auf Firmengeländen oder in privaten Gärten.

Die Blühmischung wurde zusammen mit einem Experten aus dem Bereich Botanik zusammengestellt. Viele geschützte und wertgebende Arten hat er von der ursprünglichen Auswahlliste gestrichen. Wieso, frage ich mich. Eine Begründung ist, dass die an spezielle Standorte angepassten Arten ihre Indikatorfunktion verlieren, wenn sie auf „normalen“ Standorten ausgesät werden. Und es geht ja nicht nur um den Schutz von Art XY, damit die Liste der vorkommenden Arten nicht kleiner wird. Es geht in erster Linie um einen Schutz der bestimmten Flächen, der speziellen Lebensräume, auf denen dann nicht nur Art XY, sondern viel mehr besondere und wichtige Arten wachsen können. Das Problem des Lebensraumverlustes bleibt bestehen, auch wenn eine Art von der Roten Liste genommen werden kann.

Die richtigen Entscheidungen im Naturschutz zu treffen ist nicht immer so einfach, wie es auf den ersten Blick scheint. Man will Artenvielfalt – aber nicht nur irgendwie und irgendwo, sondern zielgerichtet und bedacht. Dieses Abwägen lerne ich hier: Meine ersten Reaktionen auf wichtige Fragen zu überdenken und die Argumente aller Akteure anzuhören. Nicht immer auf meiner in der Uni geformten Meinung zu bestehen. Theorie und Praxis zu unterscheiden.

Naturschutz und Nachhaltigkeit in einer Region zu fördern geht nicht ohne die Menschen, die in ihr leben. Es geht gerade mit ihnen. Wenn man ihnen zeigt, wie es geht. Durchs Blumensähen zum Beispiel. So wie im Biosphärengebiet Schwäbische Alb.

Katharina Veltman

Umweltpraktikantin 2021

Ort

Biosphärengebiet Schwäbische Alb