Ein Tag auf der Hamburger Hallig
Morgens früh werde ich wach, geweckt durch die Rufe der Austernfischer auf dem Reetdach der Datscha. Mein Wecker klingelt erst in einer halben Stunde. Bei einem Blick nach draußen, sehe ich viele andere Vögel, die neben den Schafen zu den Bewohnern der Hamburger Hallig gehören. Die Luft ist angenehm kühl, der Himmel wolkenlos. Alle Anzeichen stehen auf Sommertag. Ich setze mich mit meinem Frühstück in den Garten mit dem Blick auf Salzwiesen, Schafsweide und Meer. Mit der Salzluft in der Nase steigt in mir das Gefühl von Urlaub hoch.
Mein Arbeitstag startet mit einem Rundgang über den Halligkopf und Müllsammeln an der Badestelle. Danach laufe ich die Besucher-Informationsschilder entlang des Salzwiesen-Lehrpfades ab. Dabei begegnen mir zahlreiche Rotschenkel und Wiesenpieper, die munter von ihren Pfosten trillern. Der Halligflieder und die Strandastern sorgen für ein einmalig schönes Farbspiel in den Salzwiesen. Die hohe Strandquecke ist noch mit Tau bedeckt und streift kühlend meine Waden. Einige Schafe liegen noch mit ihren Lämmern auf dem Weg und dösen in der Morgensonne. Die ersten Besucher:innen spazieren auf die Hallig.
Ich werfe einen Blick in die Wattwerkstatt und bereit alles für den heutigen Tag vor. Das Wattenmeeraquarium benötigt noch frisches Nordseewasser. Mit einem Eimer mache ich mich auf den Weg ins Watt. Dort angekommen knistert es laut um mich herum. Bei genauerer Betrachtung entdecke ich schnell, dass das Watt vor Leben nur so übersprudelt und jedes Mal bin ich begeistert wie dieses kleine Seegras und andere Pflanzen der Meere einen Großteil unseres Sauerstoffs produzieren. Ich erfreue mich an den Nordseegarnelen und kleinen Strandkrabben, schöpfe etwas Nordseewasser ab und lasse meinen Blick noch einmal über das weite trockengefallene Watt schweifen, bevor ich an die Badestelle zurückkehre. In der Ferne lassen sich schemenhaft Seehunde auf einer Sandbank erkennen.
An der Badestelle begegne ich einer kleinen Gruppe von Schüler:innen mit zwei Lehrpersonen, die zur morgendlichen Ertüchtigung lachend über die Badestelle laufen bevor es ins Watt auf Erkundungstour geht. Ich lade sie in die Wattwerkstatt ein, um sich die Ausstellung anzuschauen. Sie kommen auch gegen Mittag vorbei und schauen sich in Kleingruppen interessiert die Ausstellung an. Sie haben einige Fragen und Fotos von Tieren und Algen aus dem Watt mitgebracht. Ich erzähle ihnen noch etwas über die Entstehung der Hamburger Hallig und ihre Geschichte. Dazu empfehle ich Ihnen auch das Amsinck-Haus hinter dem Deich, wo sie ihre Räder ausgeliehen haben.
Nachdem die Schulklasse ihren Ausflug im Halligkroog ausklingen lässt, kommen noch einige interessierte und neugierige Gäste vorbei um sich mit Infos über die Vogelwelt, das Wattenmeer, Salzwiesen und die Nordsee zu erkundigen. Ich mag die Gespräche mit den Gästen sehr und merke wieder einmal an was für einem einzigartigen Ort ich hier gelandet bin. Zum Teil sind die Gäste auch bereit sich auf tiefgründige Umwelt- und Naturschutzgespräche einzulassen. Sie sind überwältigt von der Vielfalt und Schönheit der Salzwiesen im Nationalpark, was als gute Grundlage für ausgedehnte Gespräche dient.
Die Zeit verfliegt und gegen 17:00 Uhr schließe ich die Wattwerkstatt. Meinen Feierabend verbringe ich an der Badstelle. Es ist Flut. Ich gehe schwimmen, schreibe Tagebuch und telefoniere bei Sonnenuntergang mit meinen Liebsten von daheim und erzähle ihnen von einem weiteren wundervollen Tag auf der Hamburger Hallig.
Johanna Knupfer
Umweltpraktikantin 2021
Ort
Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer