„Wer nicht dreckig geworden ist, der war nicht im Watt“

Bild: Berglandschaft

Es ist Donnerstag, der 23. Mai 2019. Der Seenebel der letzten Tage hat sich endlich aufgelöst und ich kann bei strahlendem Sonnenschein um halb neun los zum Nationalpark-Haus. Um neun steht die erste Wattführung einer Schulklasse an: dritte Klasse, dreißig Kinder, drei Lehrkräfte, Mehrtagesprogramm.

Das heißt Dienstag Einführung mit Inselrallye, gestern Stranderkundung und heute Wattwanderung und Inseldynamik. Im Haus schnappe ich mir Wattrucksack, Forke und Gummistiefel, denn um neun geht’s am Deich beim Watteinstieg los. Die Kinder sind super drauf und haben sichtlich Spaß daran im Watt rumzulaufen und zu gucken, was für Tiere wir hier finden können.Es geht mit ein, zwei kleinen Zwischenfällen, wie stecken gebliebenen Gummistiefeln oder durchs Hinfallen verdreckte Hosen durchs Mischwatt bis hin zum Sandwatt. Doch: „Wer nicht dreckig geworden ist, der war nicht im Watt“. Dieser Spruch bringt auch beim letzten Kind, dessen Knie und Arme dreckig sind, das Lächeln zurück. Nachdem wir einige interessante Wattbewohner, wie Strandkrabbe, Herzmuscheln und Wattwurm gesehen und besprochen haben, geht es zurück Richtung Deich. Dort sinken die Kinder völlig fertig auf den Deich und fallen über ihre Lunchpakete her. Für mich geht’s jedoch zurück ins Haus, schnell etwas essen, denn um halb zwölf steht mit meiner Klasse schon der nächste Programmpunkt an: Inseldynamik. Dazu müssen erstmal Schaufeln aus dem Keller geholt und auf den Handkarren geladen werden. Dann geht es durch den Ort Richtung Strand. Am Strandübergang besprechen wir, wie sich Juist durch die Dynamik der Gezeiten, Wind und Wellen in den letzten 350 Jahren verändert hat und was der Küstenschutz gegen Sturmfluten, Dünenabbrüche und Sandabtragungen unternimmt. Aus den Küstenschutzmaßnamen sollen sich die Kinder dann eine Strategie überleben, denn gleich geht es runter an den Strand eine Sandburg bauen und die soll länger gegen die kommende Flut stehen, als die Burgen der beiden Parallelklassen.

Die Burgen sind schnell gebaut und genau so schnell kommt auch das Wasser. Allen Bemühungen zum Trotz gehen die Burgen nach gut anderthalb Stunden Verteidigung gegen die Fluten unter. Den Kindern ist damit bewusst geworden, wieso wir auf Juist Dünen und Deiche zum Schutz brauchen. Nachdem ich mich von meiner Klasse verbschiedet habe und die Schaufeln wieder im Keller stehen, ist nachmittags Zeit für andere Aufgaben im Haus. Die Rallye für das Weltnaturerbejubiläum muss weiter vorbereitet oder das nächste Wochenprogramm Korrektur gelesen werden. Natürlich wollen auch die Ausstellung und der Shop betreut sein. Nachdem Eddi der Hummer und die anderen Aquarientiere gefüttert sind, ist auch für mich und das Team Feierabend. Ein teils stressiger, aber sehr schöner Tag geht zu Ende.

Aleke Berndt

Umweltpraktikantin 2019

Ort

Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer