Eine Arbeit mit Verantwortung

Blauer Himmel Norderney

Es ist 6:30 Uhr als mein Wecker klingelt. Als erstes am Morgen koche ich mir immer einen Kaffee, ohne geht auch hier auf Norderney nicht. Um richtig wach zu werden, ziehe ich mir meine Badesachen an und radle zum Strand, den ich in weniger als fünf Minuten erreiche. Meine Kollegin wartet bereits am Strandaufgang auf mich. Die Sonne scheint, über mir schimpft ein Austernfischer, der 10 Meter weiter seine Jungen füttert. Vor der Arbeit gehen wir im Meer baden. Der perfekte Start in den Tag.
 

Auf dem Weg zum Wasser ärgere ich mich über den Plastikmüll, der leider zu häufig im Sand verteilt liegt. Vieles davon kommt aus dem Meer und wird hier auf den Inseln angespült. Anderes wiederum wird unachtsam von Spaziergängern fallengelassen. Das Wasser ist ruhig, warm, erstaunlich klar und sehr erfrischend an diesem Morgen. Zwanzig Minuten später radle ich bereits wieder nach Hause, um mich für die Arbeit fertig zu machen. Auf dem Weg nehme ich aber noch ein paar Plastikreste mit, um sie im Mülleimer zu entsorgen, die hier eigentlich in reichlicher Zahl vorhanden sind. 

Ich freue mich, zur Arbeit zu gehen, denn heute darf ich die Aquarienfütterung übernehmen. Ich bin begeistert über den nteraktiven Austausch zwischen den Zuhörenden und mir. Die Menschen sind sehr interessiert und stellen viele Fragen. Einige Kinder zeigen mir fasziniert Fotos von Strandfunden, die sie in den Tagen zuvor entdeckten. Auch verschiedene Exponate wie Scheren von einem Taschenkrebs sind dabei. Gemeinsam schauen wir uns die verschiedenen Entdeckungen an und ich erzähle ein paar interessante Dinge über diese Funde. Im „Tätschelbecken“ befinden sich einige Strandkrabben. Ich hole eine heraus, um sie jemandem auf die Hand zu setzen. Eine Dame zögert sehr bei dem Anblick der Strandkrabbe und überlässt doch lieber zuerst den Kindern den Vortritt. Diese sind vollkommen begeistert, dass sie ein Lebewesen auf der Hand halten können, von dem sie vor fünf Minuten noch dachten, es würde sie sofort in die Hand zwicken. Damit es der Strandkrabbe nicht zu stressig wird, lasse ich sie zurück ins Wasser und suche mir eine andere, die als nächstes zu Besuch auf ein paar Hände darf. Nachdem die Strandkrabben die Runde gemacht haben, versucht es auch die Dame noch einmal, die sich zunächst nicht getraut hatte. Mit Erstaunen stellt auch sie freudig fest, dass die Krabbe nur leicht an den Händen kitzelt. Es ist immer wieder schön zu sehen, wie Menschen sich – nach einem eventuellen anfänglichen Zögern - doch für die Natur und die Tiere der Nordsee begeistern können. Ich schaue auf die Uhr und stelle überrascht fest, dass die Zeit mal wieder so schnell vergangen ist. Doch die Gäste sind interessiert und bleiben aufmerksam. Am Ende der Fütterung haben einige Zuhörende noch weiterführende Fragen, die ich ihnen gerne beantworte. Auch das Thema Plastikkonsum bekommt von mir ein paar Minuten eingeräumt. Ich versuche den Besuchern zu erklären, in welcher misslichen Lage sich die Meere der Welt befinden und wie wir gemeinsam einen Anfang wagen können, um die Plastikstrandfunde, wie ich sie bei meinem morgendlichen Schwimmen am Strand entdeckte, vermeiden können.

Es ist schön, dass ich die Möglichkeit dazu habe, Menschen während ihres Urlaubes über unsere Verantwortung gegenüber der Umwelt zu informieren. Und wenn nun lediglich eine Person dieser Gruppe mit dem Willen nach Hause fährt, weniger Plastik einzukaufen, weil der Lebensraum Wattenmeer solch ein besonderer und bedeutender Lebensraum ist, dann habe ich bereits viel erreicht und bin unfassbar stolz auf meine Arbeit und das Privileg, hier arbeiten zu dürfen.

Damit ist mein Arbeitstag aber noch nicht beendet, denn es wartet noch der Dienst an der Kasse auf mich. Dabei empfange ich die Besucher im Foyer, erteile Beratungen für die verschiedenen Veranstaltungen und gebe den Gästen eine Einführung über die Ausstellung. Zum Abschluss des Tages mache ich mir Gedanken über meine kommende Wattwanderung, die am nächsten Morgen mit einer Gruppe Kurkindern stattfinden wird. Um 17 Uhr endet mein Arbeitstag und ich radle sehr zufrieden zu meiner Wohnung zurück. 

Sophia Warmer

Umweltpraktikantin 2020

Ort

Norderney im Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer