Gärten für die Artenvielfalt – Unterwegs in den Gärten der Nordvogesen

Obstgarten

Heute Morgen heißt es früh aufstehen, denn es liegt ein weiter Weg vor mir: Zum ersten Mal seit Beginn meines Praktikums Anfang Juni ist wieder eine Reise in den französischen Teil des grenzüberschreitenden Biosphärenreservats Pfälzerwald-Nordvogesen möglich! Mit dem Zug geht´s zunächst nach Lambrecht, zur deutschen Geschäftsstelle des Biosphärenreservats.

Dort sammelt mich meine Kollegin Micaela auf.  An den Weinbergen in der Rheinebene vorbei, durchqueren wir den Pfälzerwald  mit seinen beeindruckenden Sandsteinformationen und fahren schließlich über die Hügel des „Alsace bossue“, des buckeligen Elsass, bis wir ganz im Süden des Schutzgebiets ankommen.
Unser Ziel: Gemeinsam mit einer deutsch-französischen Jury die artenreichsten Gärten im jährlich stattfindenden Wettbewerb „Gärten für die Artenvielfalt – Jardiner pour la biodiversité“ küren. Das Projekt hat das Ziel für mehr Naturschutz im eigenen Garten zu sensibilisieren und Beispiele für naturnahes Gärtnern zu geben. Gartenbesitzer*innen im Pfälzerwald und in den Nordvogesen können sich bewerben. Die Tier- und Pflanzenarten in ihren Gärten werden erfasst, Maßnahmen, die der Förderung von bestimmten Arten dienen, gewürdigt und Tipps gegeben, wie weitere naturnahe Lebensräume geschaffen werden können. Außerdem gibt es ein Veranstaltungsprogramm mit Führungen, Workshops und Vorträgen.

Nachdem wir die französischen Jurymitglieder kennengelernt haben, startet die erste Gartenbesichtigung. Immer mit dabei habe ich eine Kamera, denn im Anschluss soll ein kurzer Film zum Projekt entstehen. Im Vergleich zur professionellen Ausrüstung eines regionalen Fernsehsenders, der einen kurzen Beitrag dreht, traue ich mich anfangs fast nicht den recht klein wirkenden Dienstfotoapparat auszupacken. Doch das ist schnell vergessen, denn direkt zu Beginn erwartet uns eine Überraschung: In einem kleinen Teich sitzen  Gelbbauchunken!  Und auch sonst gibt es viel zu entdecken. Schade, dass immer nur eine Stunde Zeit für jeden Garten bleibt.
Im Laufe des Tages besuchen wir die insgesamt fünf Gärten, die in die engere Auswahl im französischen Teil des Biosphärenreservats aufgenommen wurden. Nach einer kurzen Führung durch die stolzen Gärtner*innen bewerten wir anhand eines Fragebogens das Potential für die Artenvielfalt der jeweiligen Grundstücke. Bietet der Garten verschiedene Lebensräume wie Hecken, Bäume, Trockenmauern, Wiesen oder einem Teich mit flacher Uferzone? Gibt es spezielle Einrichtungen für Tiere wie Nisthilfen, Steinhaufen oder Insektenhotels? Wachsen vor allem lokale Pflanzenarten? Wird Gemüse nach ökologischen Kriterien angebaut?
Jeder der Gärten ist auf seine Art ganz besonders. Manche sind sehr groß, andere ganz klein, wurden schon im vorletzten Jahrhundert oder frisch angelegt, sind eher Nutzgärten mit Gemüse und Obstbäumen oder voll blühender Stauden und Wiesenflächen. Doch in allen spürt man den Wunsch der Gärtner*innen heimischen Arten einen Lebensraum zu bieten. All diese tollen Gärten miteinander zu vergleichen und einen Gewinner auszuwählen wird schwer!
Voller Gartenimpressionen und mit neuen Französischvokabeln rund um Tiere und Pflanzen im Kopf, fahren wir abends zurück nach Lambrecht. Morgen werden wir die fünf ausgewählten Gärten im deutschen Teil des Biosphärenreservats besuchen. Das wird sicher auch wieder ein langer, aber schöner Tag.

Hannah Marx

Umweltpraktikantin 2020

Ort

Biosphärenreservat Pfälzerwald-Nordvogesen