Eine poetische Wanderung von den Verlorenen Schachten bis zum Lusen

Bild: Geschädigte Fichten

Umweltbildung heißt nicht nur Naturerfahrung für Kinder – auch Erwachsene gehen achtsam durch den Wald. Während der viertägigen Wanderung „Wildnis erleben“ mit dem Ökoreiseveranstalter WaldZeit e.V. durfte ich als Umweltpraktikantin eine Gruppe von acht Erwachsenen durch den Nationalpark begleiten.

 

Die Tour führte uns von den hoch gelegenen, ehemaligen Weideflächen, den sogenannten Verlorenen Schachten, weiter über Moore, zu den Bergen Großer Rachel und Lusen. Je zwei Nächte schliefen wir in der Schutzhütte des Lusens und der Verlorenen Schachten, wo wir uns mit Wasser aus dem nahegelegenen Bach versorgten und Essen auf einem Holzofen kochten. Unser Wanderführer, ein studierter Biologe, war sowohl geschichtlich von dem Gebiet, als auch von den ökologischen Besonderheiten der Landschaft begeistert. Mit seinem Enthusiasmus und der Vorliebe für Gedichte und Geschichten schmückte er unsere Tour durch die abwechslungsreiche und teils wieder verwilderten Landschaften. Auch Achtsamkeitsübungen aus dem Bereich Waldbaden und Diskussionen über den Borkenkäfer bereicherten unsere Wandertage. Lyrische Pausen, die zum Schreiben von Kurzgedichten animierten, ließen Zeit sich von der wilden Natur zu inspirieren. Die harmonische Gruppe, zusammen gewürfelt aus verschiedenen Leuten, mit ihren ganz eigenen Geschichten, wuchs binnen der kurzen Zeit zusammen, und hatte bei unserem abendlichen Beisammensitzen viel zu  erzählen und  zu lachen. Am vorletzten Tag stand die längste Tour von über 20 km an, die die Verlorenen Schachten mit dem Lusen verband. Ein Filmteam begleitete uns auf diesem Weg, um Material für den Jubiläumsfilm des Nationalparks zu sammeln. Die sogenannte Himmelsleiter hinauf zum Lusen stellt zum Abschluss dieses langen Tages die größte Hürde dar, aber belohnte uns nach dem steilen Anstiege mit einer herrlich Aussicht vom Berggipfel. Bereichert von all den vielen Eindrücken und Geschichten der Natur und Landschaft, einem kleinen eigenen Gedichtsbuch, viel frischer Luft sowie neuen lieben Bekanntschaften verabschiedeten wir uns am letzten Tag mit erholten und glücklichen Gesichtern.

Poesie aus dem Nationalpark
Wolkentürme im blauen Himmel
Wärmende Strahlen
Sanft auf der Haut 

Haikus (japanische (reimlose) Kurzgedichtform aus ca. 17 Silben) 

 

Tamara Knecht

Umweltpraktikantin 2019

Ort

Nationalpark Bayerischer Wald