Ein Tag als Umweltbildungspraktikant

Bild: Berglandschaft

Dumpf nahm ich zunehmend das Rauschen des Baches wahr. Ich drehte mich noch einmal in meiner Hängematte und genoss die von Blütenduft durchzogene Morgenluft. Meine müden Augen begannen gemächlich zu blinzeln und wurden durch den wunderbaren Blick auf Hochkalter und Watzmann belohnt. Was für ein Tag! Nach einem verregneten, kalten Mai kam nun endlich der Sommer in das abgelegene Tal.

Die Märchenhaftigkeit des Tages wurde durch das heutige Programm unterstrichen: Kindergartenführung – eine Reise in die Welt der Wurzelzwerge. Für die Anleitung der Führung hatte ich mit Roman einen wunderbaren Begleiter. Wir konnten uns so richtig in die Rolle als Wurzelzwerggeschwister hineinfühlen, nannten uns Snorri und Melchior und waren ganz bunt verkleidet mit Blumen und kleinen Filztieren in Haaren und Kleidung. Voller Euphorie radelten wir hoch zum Klausbachtal, wo wir die Kinder in Empfang nahmen.

Wir brauchten dringend ihre Hilfe, wir konnten nämlich den Weg nach Hause in die Welt der Wurzelzwerge nicht wiederfinden. Als wir noch klein waren, da lebten wir in Erdhöhlen und waren mit allen Pflanzen und Tieren wie mit Geschwistern verbunden. Doch irgendwann wurde unsere Heimat durch Menschen mit Motorsägen zerstört. Weil wir so klein waren, konnten sie uns nicht hören und so gingen wir zum alten Sepp und ließen uns großzaubern. Nun konnten wir mit dem Menschen sprechen, gewannen viele Gleichgesinnte und gründeten den Nationalpark, um die Welt der Wurzelzwerge zu schützen. Doch im Leben als Mensch entfremdeten wir uns immer mehr von unserer Heimat. Wir mussten viel Papierkram machen, gingen in großen Läden einkaufen und fuhren Achterbahn auf der Kirmes. Jetzt wollten wir endlich unsere Familie wiedersehen, kannten uns im Wald aber nicht mehr aus. Dafür brauchten wir die Hilfe der Kinder- die sind ja viel näher dran an den Wurzelzwergen! Wir suchten den schlafenden alten Sepp (eine rustikale Filzhandpuppe), weckten ihn mit dem Schwungtuch auf und ließen uns von ihm durch den Wald führen, wobei wir unterschiedliche Wahrnehmungs- und Achtsamkeitsübungen machten. Am Ende waren wir und die Kinder topfit, was den Wald angeht. Wir bedankten uns bei den Kindern für ihre Hilfe und rannten in den Wald.
Nun wartete ein wundervolles Wochenende mit Sonne, Baden und Bergsteigen. Was für ein Leben!!

Sven Gindorf

Umweltpraktikant 2019

Ort

Nationalpark Berchtesgaden