Ein gewöhnlicher Tag wie kein anderer

Bild: Berglandschaft

Als der Wecker klingelt, geht die Sonne gerade erst auf. Es ist 5:30Uhr, höchste Zeit für meine Kollegin und mich aufzustehen, denn wie heißt es so schön: Der frühe Vogel fängt den Wurm. Heute kartieren wir wieder Singvögel und das funktioniert kurz nach Sonnenaufgang am besten. Mit Fernglas, Klemmbrett, Karte und Stift aufgerüstet kann es losgehen.

Jeder Singvogel, der sich durch bestimmte Verhaltensweisen (wie beispielsweise Gesang oder Revierkämpfe) bemerkbar macht und auf ein Revier hindeutet, wird mit den passenden Symbolen in einer Karte an der Stelle eingetragen, wo er gesichtet worden ist. So füllt sich nach und nach die Karte, während wir dem Weg durch die hohe Salzwiese im Ostvorland von Neuwerk folgen.

Nach der Kartierung wird erstmal gefrühstückt und eine kurze Pause eingelegt, bevor sich alle um 9:30Uhr im Nationalpark-Haus zur Dienstbesprechung treffen. Derzeit besteht unser Team aus fünf Personen, der Hauptamtlichen Imme, drei freiwilligen Praktikantinnen und mir. Bei Kaffee und Tee sitzen wir in gemütlicher Runde bei Sonnenschein draußen auf der Terrasse. Es werden bevorstehende Termine, sowie Aufgaben besprochen und aufgeteilt. Auch Probleme, passende Lösungsvorschläge, neue Ideen und dessen Umsetzung können in diesem Rahmen gut angesprochen werden.

Unsere Besprechung wird jedoch von einem Anruf unterbrochen: Zwei Felder sollen später noch aufbereitet werden. Nun ist Schnelligkeit gefragt! Denn wenn die Felder von großen Maschinen befahren werden, können dabei Nester überfahren werden. Aus diesem Grund gibt es auf Neuwerk die Absprache zwischen den Familienbetrieben und dem Verein Jordsand, dass wir vor einer solchen Maßnahme benachrichtigt werden. Eine Kollegin und ich fahren direkt los zu den besagten Feldern und laufen diese auf der Suche nach Nestern ab. Sobald wir eines finden, stecken wir zur Markierung einen langen Bambusstab in unmittelbarer Nähe der Nester, damit diese später für den Fahrer gut sichtbar sind und umfahren werden können.

Das Abstecken der Nester dauert zum Glück nicht lange und so bleibt nach der kurzen Aufregung noch Zeit für eine Mittagspause. Als letzter Programmpunkt steht für mich heute noch eine Wattführung an. Mit Wattrucksack, Forke und einer kleinen Gruppe Besucher geht raus ins Watt. Ich erkläre die Gezeiten, lasse Muscheln und Schnecken suchen, wir finden Strandkrabben, probieren Meersalat, erkunden die Muschelbank, spielen gemeinsam das Seenebelspiel und mithilfe der Forke wird noch ein Wattwurm ausgegraben. Die Gruppe macht sehr interessiert mit, stellt viele spannende Fragen und so vergehen die zwei Stunden wie im Fluge. Nach der Führung haben die Besucher noch die Möglichkeit bei der Aquarien-Fütterung im Nationalpark-Haus zuzuschauen. Einige Besucher nehmen das Angebot dankend an und schauen gespannt dabei zu, wie ich noch ein paar Austern knacke und zurück ins Aquarium lege, damit die Krebstiere und Fische sich daran bedienen können. Nachdem anschließend alle Besucher die Ausstellung verlassen haben, fege ich noch einmal kurz durch, schalte das Licht aus und schließe die Tür ab.

Für heute ist erstmal Feierabend. Zuhause wird noch zusammen gegessen und vom großen Wohnzimmerfenster schaue ich mir einen weiteren schönen Sonnenuntergang an, bevor ich nach einem ganz gewöhnlichen Tag wie kein anderer auf dieser Insel schlafen gehe.

Janine Manten

Umweltpraktikantin 2019

Ort

Neuwerk im Nationalpark Hamburgisches Wattenmeeer