Von der Ostsee in den Bliesgau

Seit nunmehr drei Wochen bin ich im Biosphärenreservat Bliesgau bei meiner Einsatzstelle dem Biosphärenzweckverband. Für das Commerzbank-Umweltpraktikum wollte ich meine gewohnte Umgebung verlassen und kurz vor Studienende noch einmal etwas Neues kennenlernen. So ging es für mich von Rostock im hohen Norden an die französische Grenze im tiefsten Südwesten. Statt Dünen, Meer und Großstadt umgibt mich jetzt eine alte Kulturlandschaft mit leichten Hügeln, Streuobstwiesen und Halbtrockenrasen.
Nach Wochen mit Hitze und Sonnenschein, merkt man, dass der Herbst nicht mehr fern ist. Am Morgen zieht nun manchmal Nebel auf und die Luft wird frischer. An einem klaren Morgen wie heute führt uns der Weg nicht direkt ins Büro, sondern zur Webenheimer Höhe. Hier wollen wir die Boten des heranrückenden Jahreszeitenwechsels beobachten. Im Auto sitzend und mit Ferngläsern ausgestattet beginnen wir unsere Tour. Unser Hauptaugenmerk gilt dem Steinschmätzer, der ab August Richtung Süden zieht und dabei auch im Bliesgau halt macht. Da nun mehr und mehr Felder umgebrochen sind, werden die Flächen immer attraktiver für Zugvögel. Da wir die Tour in letzter Zeit fast täglich fahren, kennt man mittlerweile die beliebten Plätze der Vögel. Ein Grünspecht, der uns gleich zu Beginn an einem Apfelbaum begrüßt oder der Rotmilan, der immer am zweiten Strommast auf der linken Seite sitzt. Es ist auch eine Freude die Turmfalken-Familie jeden Tag durch die Lüfte segeln zu sehen. Doch heute sollten wir den ersten Steinschmätzer sehen. Ein kleines Vögelchen, was ganz frech von A nach B hüpft. Mit seinem Federkleid tarnt er sich ganz wunderbar auf den rot-bräunlichen Feldern. Man findet sie nur, wenn sie kurz auffliegen. Die Freude, wenn man sie dann entdeckt hat, ist deswegen umso größer. In diesem Jahr gibt es leider nur wenige Kleinvögel zu beobachten. Wahrscheinlich ist und war das Nahrungsangebot durch die lange Trockenheit für die kleinen Vögel zu schlecht. Aber vielleicht kommt bald der Regen und wir können mehr Vögel bei einer ihrer Rasten Richtung Süden auf der Webenheimer Höhe sehen. Dass ich das Zugvogelmonitoring begleiten darf, freut mein Biologenherz sehr. So erhalte ich einen Einblick in das Monitoring-Geschehen in einem Schutzgebiet.
Nach unserem morgendlichen Ausflug geht es zurück ins Büro. Dort wartet meine Hauptaufgabe, die Organisation der Bliesgau-Bio-Brotbox-Aktion, auf mich. Nach den Herbstferien erhalten die Erstklässler im Biosphärenreservat im Rahmen der Aktion eine wiederverwendbare Brotbox mit Lebensmitteln aus der Region. Dafür gilt es vieles zu beachten und so einiges zu organisieren angefangen bei den Lebensmitteln, gefolgt von Logistik, Einbindung der Helfer und nicht zu vergessen die Öffentlichkeitsarbeit. Es gibt viel zu tun, sodass es nie langweilig wird. Denn immer wenn man denkt, gerade läuft es, dann passiert etwas Unerwartetes. Die Verteilung der Brotboxen wird hoffentlich ein gelungener Abschluss meiner Zeit hier.
Anja Tanke
Umweltpraktikantin 2018
Ort
Biosphärenreservat Bliesgau