Ein Praktikumstag im UNESCO-Weltnaturerbe Wattenmeer Besucherzentrum Wilhelmshaven

Bild: Berglandschaft

Um 8 Uhr werde ich von meinem Wecker und vor allem von den Geräuschen verschiedenster Küstenvögel geweckt. Der Blick aus dem Fenster lässt mich meist kurz innehalten: das Meer ist zu sehen. Da ich im Schwarzwald aufgewachsen bin, ist dieser Blick jeden Tag aufs Neue etwas Besonderes. Außerdem lässt sich so abschätzen wie der aktuelle Wasserstand ist und welche Kleidung für Außenveranstaltungen benötigt wird. 

Nach einem kurzen Frühstück schwinge ich mich aufs Rad und fahre einige hundert Meter entlang der Südstrandpromenade zum UNESCO Weltnaturerbe Wattenmeer Besucherzentrum. Hier beginnt der Arbeitstag meist um 9 Uhr, da das Haus auch erst um 10 Uhr für die Besucher öffnet. Bei Veranstaltungen, die von den Gezeiten abhängig sind, wird natürlich auch mal früher aufgestanden. Zuerst nehme ich am Schreibtisch im Büro des Leiters der Umweltbildung Platz und erstelle Inventarlisten der ausgeliehenen Materialien für Veranstaltungen zur aktuellen Sonderausstellung „Faszination Wolf - Die Wiederkehr eines Wildtieres". Hier soll auch am Nachmittag eine der ersten Kinderaktionen durchgeführt werden.

Doch vorher geht es los zum Schiff, mit der MS Harle Kurier werden Nationalparkerlebnisfahrten durchgeführt. An Bord werden Materialien verteilt und aufgebaut. Die Besucher sollen einen Einblick in die schützenswerte Umgebung und die Vielzahl ihrer Bewohner erhalten. Hierfür werden auch einige Ferngläser ausgegeben um einen noch besseren Blick zu ermöglichen. Zu Beginn werden sie in der Angabe von Richtungen nach dem Ziffernblatt instruiert, um mögliche Sichtungen von Schweinswalen mitteilen zu können. Diese sind vor allem bei ruhigem Wasser gut möglich und lösen bei den Besuchern immer rege Aktivität auf dem Schiffsdeck aus. Die Fahrt führt zum Leuchtturm Arngast hinein in den Jadebusen, dort wird die Fahrt verlangsamt um einen guten Blick auf die Seehundbänke zu ermöglichen. Beim anschließenden Schaufischen wird von der Crew des Schiffes ein Netz zum Grund gelassen und nach etwa 5 Minuten wieder eingeholt, dabei ist beim Kurbeln einiges an Anstrengung nötig, welche ich immer gerne als Mini-Workout betrachte. Sobald das Netz sich der Oberfläche nähert wird die Spannung größer: Wie ergiebig wird der Fang heute sein?Das eingeholte Netz wird in eine große Wanne mit Wasser entleert und sofort machen sich alle Mitarbeiter daran einzelne Individuen in Aquarien zu setzen. Diese werden an drei Stationen, über die Decks des Schiffes verteilt, um die Tiere des Wattenmeeres zu zeigen und zu erklären. Die Vielzahl unterschiedlicher Krebse, Fische, Garnelen, Quallen und weiterer erstaunt viele Besucher. Doch wie so oft finden sich auch heute Plastikteile im Fang, anstatt deswegen in schlechte Laune zu verfallen werden auch diese Teile den Besuchern präsentiert und die Problematik erklärt. Das direkte Feedback ist bei dieser Arbeit besonders motivierend. Anschließend werden die Tiere wieder dem Meer zurückgegeben. Sind besondere Arten darunter werden diese mit in die Schauaquarien des Wattenmeerzentrum genommen, um sie dort in der Dauerausstellung den Besuchern zugänglich zu machen.

Zurück im Zentrum steht schon bald die Kinderführung in der Wolfsausstellung an, dafür werden die benötigten Materialien besprochen und in der Ausstellung platziert. Eine FÖJ`lerin und ich begleiten Roger Staves, den Leiter der Bildungsarbeit, bei der Führung und protokollieren Inhalt sowie zeitlichen Ablauf. Später wird hieraus ein Skript erstellt, an dem sich zukünftige Leiter der Aktionen orientieren können. An der Station zur Kommunikation in der Ausstellung wird ein besonderes Stück platziert; das sogenannte „Echophon". Es ermöglicht den Kindern eigenes Heulen aufzunehmen und es mit einer Aufnahme vom Wolf zu vergleichen. Den Eindruck heulender Kinder in der Ausstellung werde ich so schnell nicht vergessen. Für Schulklassen verschiedener Altersstufen werden ebenfalls Programme zur Sonderausstellung vorbereitet um diese den Schulen zu Beginn des neuen Schuljahres zukommen zu lassen. Anhand der Anatomie des Wolfes lässt sich viel über seine Lebensweise und Rolle im Ökosystem erklären, mit diesem Wissen werden die Kinder dann an die Problematik des Zusammenlebens von Wolf und Mensch herangeführt. In der landwirtschaftlich geprägten Gegend mit unzähligen Schafen auf den Deichen ist die Sorge vor dem unbekannten Wolf groß. Die Ausstellung zum Wolf ist auf den ersten Blick nicht im Wattenmeerzentrum zu erwarten, zeigt aber, dass auch die Gebiete hinter dem Deich zu den Ökosystemen des Meeres gehören. Nach dem Aufräumen der Materialien beende ich meinen Tag im Zentrum und mache mich wieder auf den Heimweg entlang des Meeres. Den Abend lasse ich am nahen Banter See ausklingen, hier lässt es sich bestens in der untergehenden Sonne mit einem Buch entspannen.

Raimund Koop

Umweltpraktikant 2018

Ort

UNESCO Weltnaturerbe Wattenmeer Besucherzentrum Wilhelmshaven im Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer